COLOURS OF MUSIC 2004

 

 

Apollo-Theater Stuttgart

18. Oktober 2004 – 19.30 Uhr

Wieder einmal sollte in Stuttgart eine Benefizgala zu Gunsten der Olgäle-Stiftung stattfinden. Das Olgäle ist ein Hospital, in dem vornehmlich krebskranke Kinder behandelt werden. Schon mehrmals haben sich die Stuttgarter Musical-Theater für diese Stiftung engagiert und beachtliche Beträge durch Benefiz-Galas zusammengetragen. Etwas ungünstig bei solchen Veranstaltungen ist leider immer der Termin – montags, weil da der normale Spielbetrieb ruht.

 

In diesem Jahr hatte das Apollo-Theater die Organisation der Veranstaltung übernommen – hier ist besonders Jem Brent (Darsteller im Musical 42nd Street) zu erwähnen, der den größten Teil der Arbeit übernommen hatte. Natürlich müssen aber alle Mitarbeiten eines Theaters an einem Strang ziehen, um eine so große Show über die Bühne zu bringen.

 

Durch das Programm führten Jenny Ulbricht und Christian Paumgarten, die uns im Laufe des Abends noch viele Gründe für ein Schmunzeln lieferten.

 

Das Programm an diesem Abend war sehr interessant und abwechslungsreich. Eigentlich müsste wirklich für jeden Geschmack etwas dabei gewesen sein.

 

 

1.   On Broadway                                          Smokey Joe`s Cafe

2.   Walking in Memphis

3.   Wenn das wirklich Liebe ist                   Bonifatius

4.   Kitsch                                                       Elisabeth

5.   Cell Block Tango                                     Chicago

6.   Come what may                                      Moulin Rouge

7.   Diamonds                                                Moulin Rouge

8.   Why God, why?                                       Miss Saigon

9.   Cabaret                                                    Cabaret

10. Hit me with a Hot Note                           Sophisticated Ladies

11. Cool Hand Luke                                       Fosse

12. Mercedes Benz

13. Belle                                                        Notre Dame de Paris

14. Time Warp                                               Rocky Horror Show

 

-          Pause –

 

15. Plenty of Money                                      42nd Street

16. Opern-Boogie                                          v. Georg Kreissler

17. Sie ist ein herrliches Weib                     Lola Blau

18. Take me or leave me                               Rent

19. The Rose

20. Easy

21. Dancing Fool                                           Copacabana

22. Gib mir Kraft                                           Bonifatius

23. Home                                                       The Wizzard of Oz

24. Dirty Pop

25. Go the Distance                                      Hercules

26. Shake it

27. Die Unstillbare Gier                                Tanz der Vampire

28. Joyful, Joyful                                          Sister Act 2

 

Zugabe:

Seasons of Love                                            Rent

 

Aber fangen wir doch einfach mal ganz am Anfang an. Da das Ensemble des Musicals 42nd Street die meisten Akteure stellte, bedeutete das auch, dass viel getanzt werden würde. Noch ehe sich der Vorhang öffnete, konnte man Mitglieder des Ensembles hören, die sich gegenseitig darüber informierten, dass es heute eine Gala geben würde, die das Ensemble von 42nd organisiert hätte. Lustig gemacht und mal was anderes. Es begann dann auch mit einem Tanzstück, allerdings wurde auch dazu gesungen – On Broadway.

 

Gleich nach der An-Moderation von Jenny Ulbricht und Christian Paumgarten kam dann Jonathan Agar auf die Bühne, den wir ja schon aus dem Phantom kannten, und sang „Walking in Memphis“. Mit seiner lustigen Art und seiner Röhre hatte Jon gleich das Publikum auf seiner Seite.

 

Wie uns vorher mitgeteilt worden war, befanden sich die Macher des nun folgenden Musicals an diesem Abend im Publikum. Das Musical heißt „Bonifatius“ und wurde bei uns in der Nähe, in Fulda, erfolgreich aufgeführt. An diesem Abend sollten wir das Lied „Wenn das wirklich Liebe ist“ zu hören bekommen. Gut, an die großartige Leistung von Leah Delos Santos und Arne Stephan kamen Alex Soehnle und Melanie Vollmert nicht heran, aber das Lied klang trotzdem sehr schön und die Bühne war sehr stimmungsvoll beleuchtet.

 

Christian Paumgarten sollte nun auch singen dürfen. Er sang ein Lied aus dem Musical, das sehr bald schon auf genau dieser Bühne aufgeführt werden würde: Elisabeth. Christian sang „Kitsch“ und machte sich mal wieder über die Kaiserin Sisi lustig, wie es der Lucheni nun Mal so an sich hat.

 

Eine spezielle Version des „Cell Block Tango“ wurde uns danach geboten. Kaatje Dierks, Tressa Schreiber, Esther Mink, Charlie Middleton und Hanna Sangemark sangen und tanzten – allerdings zu einem ganz neuen Text. Fünf Mörderinnen mit sehr eigenen Ideen J.

 

Come what may“ aus dem Film-Musical „Moulin Rouge“ stand danach auf dem Programm. Jenny Woo und Jem Brent fanden eine sehr schöne Interpretation des Songs.

 

Gleich im Anschluss tanzten dann Charlie Middleton, Jemma Marsdern und Laura Millar zu dem durch Marilyn Monroe bekannt geworden Titel „Diamonds are the Girls best Friends“ – in diesem Fall aber die Musical-Version aus „Moulin Rouge“. Irgendwie haben wir die Diamanten vermisst – gab es keine Ringe im Fundus??

 

Was nun folgte, überraschte so ziemlich alle im Publikum. Auf dem ausgedruckten Programm stand nun als nächster Programmpunkt: „Mac the Knife“. Als Kevin Tarte dann allerdings in der amerikanischen Uniform die Bühne betrat, konnte man schon die Melodie von „Why God, why?“ aus Miss Saigon hören. Es gab spontanen Szenen-Applaus, aber dann waren alle gefesselt von dem unheimlich guten Vortrag von Kevin. Er war sehr gut bei Stimme und begeisterte wirklich alle.

 

Keinen leichten Stand hatte nach diesem Auftritt dann allerdings Isabel Dörfler. Mit ihrer leicht burschikosen, direkten Art schaffte sie es aber schnell, dass das Publikum auch ihr wieder zuhörte. „Cabaret“ war ihr Lied und sie interpretierte es wirklich sehr gut – auch wenn dieses Lied schon recht abgedroschen ist.

 

Danach folgte ein Lied, das wir schon kannten, weil auch Gaines Hall es immer singt: „Hit me with a hot note“. Vorgetragen von Maryanne Kelly klang das Stück für uns eher ungewohnt. Naja, Gaines wäre mir lieber gewesen J.

 

Es folgte wieder ein Tanzstück – ein sehr ungewöhnliches. Johnathon Hanson, Charlie Middleton und Laura Millar stellten Pferde da. Sie bewegten sich dann auch wirklich wie Vollblutpferde zu dem Titel „Cool Hand Luke“. Irgendwie lustig anzusehen!

 

Hoffentlich mache ich jetzt keinen Denkfehler, aber ich glaube das nächste Lied von Janice Joplin zu kennen: „Mercedes Benz“. Tressa Schreiber sah dann aber auch so aus, wie man sich die legendäre Janice vorstellt und gesungen hat sie mindestens genau so gut – wenn man den Applauspegel gemessen hätte.

 

Birger van Severen, Pablo Pena und Daniel Coninx wollten danach ein Lied vortragen, das wir schon sehr gut kennen – „Belle“ aus dem französischen Musical „Notre Dame de Paris“. In dem Lied buhlen drei gestandene Männer um die Gunst der Zigeunerin Esmeralda – hier in getanzter Form vorgetragen von Katie Wood. Jeder der drei Männer überbietet dabei den anderen mit Gunstbezeugungen. Ein schönes Lied, aber die drei Stimmen hätte man etwas besser unterscheiden müssen – die klangen sehr ähnlich.

 

Und damit war auch schon das Ende des ersten Teiles erreicht. Der letzte Titel war aus dem Musical „Rocky Horror Picture Show“ der „Time Warp“. Jem Brent mit Perücke lief hier zu Höchstform auf und als wir dann in die Pause gingen, hatten wir noch immer die Melodie im Ohr.

 

 

Nach der Pause ging es dann gleich wieder mit einem Tanztitel aus 42nd Street weiter. „Plenty of money“ wurde so ziemlich vom kompletten Tanz-Ensemble vorgetragen, allerdings mit einer Besonderheit: die Rolle der Peggy wurde von einem Mann getanzt. Jonathan Hanson im rosa Glitzerkleidchen und mit weißen Strumpfhosen sah schon sehr merkwürdig aus, aber er gab sich alle Mühe, richtig wie eine Frau zu tanzen. Wie anstrengend das sein kann, zeigte sich daran, dass er zwischendurch immer heftig nach Luft hechelte – sicher aber nur gespielt J.

 

Es folgte danach ein Auftrag von Andreas Lichtenberger, der inzwischen zum Mamma Mia-Ensemble gewechselt ist. Mit seinem brillant vorgetragenen „Opern-Boogie“, einem Chanson von Georg Kreissler, begeisterte er das Publikum. Am Klavier wurde er begleitet von Harald Lierhammer.

Andreas persiflierte einen Opernbesuch so trefflich, dass das Publikum sich vor Lachen bog und immer schon begeistert auf die nächste Strophe wartete. Der Beifall war dann auch entsprechend.

 

Und weil das Klavier dann schon auf der Bühne stand, kam gleich noch ein Titel mit Klavierbegleitung. Axel Weidemann, am Klavier begleitet von Tobias Vogt. Der Übergang von vorherigen zu diesem Lied war zwar ziemlich hart, aber durch die geniale Darstellung hatte auch Axel das Publikum gleich auf seiner Seite. „Sie ist ein herrliches Weib“ sang er sehr eindrucksvoll. Man konnte sich die von ihm im böhmischen Dialekt beschriebene Dame, die weder kochen, noch lesen, noch schreiben kann, die aber trotzdem ein „herrliches Weib“ ist, bildlich vorstellen. Komik par excellence.

 

Kaatje Dierks und Jenny Woo sangen dann gemeinsam den Titel „Take me or leave me“ aus dem Musical Rent. Zwei Damen als Blumen, die sich sehr gepflegt stritten.

Danach kam Jem Brent mit einer sehr bekannten Ballade, die er auch sehr gut vorgetragen hat – „The Rose“ aus dem gleichnamigen Film.

Jonathan Agar ließ danach keine Langeweile aufkommen und sang mit starker Stimme „Easy“. Viele kennen diesen Titel sicher schon von Lionel Ritchie.

Es folgte dann wieder ein Tanzstück mit dem 42nd-Ensemble. Dancing Fool“ aus dem Musical Copacabana.

 

Das nächste Stück hatten wir schon mit Spannung gewartet, denn es ist eines der schönsten Lieder aus dem Musical „Bonifatius“. Daniel Coninx versuchte sich an „Gib mir Kraft“, das in unseren Augen sehr von Reinhard Brussmann geprägt ist. In der Statur ähnelt er Brussmann ja auch, aber so ganz erreichte er den richtigen Bonifatius noch nicht. Trotzdem ist es immer wieder ein schönes Lied, das man gerne hört. Besonders freut es mich, dass auf diese Art und Weise die Leistung des kleinen Fuldaer Teams anerkannt wird.

 

Isabel Dörfler hatte das gedruckte Programm abgeändert und sang nun aus dem Musical „Wizzard of Oz“ den Titel „Home“. Vorher lobte sie aber noch einmal das gesamte Team für die außergewöhnliche Anstrengung, dieses tolle Programm zusätzlich zum normalen Bühnenbetrieb einstudiert zu haben. Das hätte viele Monate Freizeit und viel Schweiß gekostet.

 

Ein weiteres Tanzstück – „Dirty Pop“ – folgte. Ein Stück, das bestimmt besonders die jüngeren Zuschauer angesprochen hat, denn es erinnerte doch sehr an Disko. *utz-utz*

 

Jem Brent, der außer der Arbeit mit der ganzen Organisation auch noch selbst auf der Bühne stand, sang danach den Titel „Go the Distance“ aus dem Disney-Film „Hercules“. Im Original von Michael Bolton gesungen, trug es Jem hier live auf der Bühne auch sehr gut vor.

 

Shake it“ eine große Tanznummer, bei der Suzannah Lucy, Jemma Marden, Charlie Middleton, Laura Millar, Tressa Schreiber, Izzy Walker und Jenny Woo auf der Bühne tanzten.

 

Der nächste Programmpunkt war nicht detailliert angesagt worden, weil ja eh schon jeder wisse, wer und was nun komme.

Okay, wir hatten das Programmheft auch gelesen. Es folgte der eigentliche Höhepunkt des Abends, auf den viele schon sehnsüchtig warteten – „Die Unstillbare Gier“ aus dem Musical „Tanz der Vampire“. Gesungen natürlich vom Chefvampir Kevin Tarte.

Es fesselte aber auch vom ersten Moment an die Massen. Schon allein der Auftritt mit den Stiefeln, der grauen Perücke (zum Zopf gebunden) und den Vampirzähnen im Mund wirkte respekteinflößend. Noch viel mehr Respekt musste man Kevin dann allerdings für diesen grandiosen Auftritt zollen – großartig vorgetragen – es litt wirklich jeder Zuschauer mit diesem armen Vampir -, mit ganz starker Stimme und einer beeindruckenden Bühnenpräsenz.

 

Nach dem tosenden Applaus für Kevin hatten es die nachfolgenden Künstler nicht leicht. Das Programm neigte sich aber dem Ende zu und mit dem Titel „Joyful, Joyful“ aus „Sister Act 2“ kam noch einmal fast das komplette 42nd-Street-Ensemble auf die Bühne. Von Jenny Ulbricht und Christian Paumgarten wurden alle Künstler nochmal namentlich erwähnt und durften sich vor einem begeisterten Publikum verbeugen – auch die Hauptdarsteller kamen nun wieder auf die Bühne. Gemeinsam sangen dann alle „Seasons of Love“ aus dem Musical „Rent“, das sich anscheinend allgemein zum „Rausschmeißer“ entwickelt.

 

Die Künstler bekamen ihren verdienten Applaus und der Vorhang öffnete sich immer und immer wieder. Ein schöner Abend mit großartigen Leistungen ging nun zu Ende.

 

 

    

 

Da der Abend ja eine Benefiz-Gala war, wurde der Präsidentin der Olgäle-Stiftung, Frau Dr. Stefanie Schuster, ein Scheck mit dem Gewinn aus der Veranstaltung überreicht, der sich auf 25.000 Euro belief. Ein sehr großer Betrag und in ihrer Dankesrede wies Dr. Schuster auch mehrmals darauf hin, dass das sehr viel Geld sei und mit diesem Geld im Hospital viel Gutes getan werden könnte. Beispielsweise wurde damit eine Halbtagsstelle für eine Erzieherin geschaffen.

 

Die beiden Moderatoren informierten während der ganzen Show sehr kurzweilig über die Arbeit der Stiftung und über die nächsten Programmpunkte. Ab und an unterliefen kleine Fehler, die sie aber sehr liebenswert hinnahmen und sich selbst wahrscheinlich am meisten darüber amüsierten.

Ein Beispiel: Die ganze Bühne ist dunkel, alles wartet auf den Auftritt von Kevin Tarte, da kommen im Dunklen die Moderatoren auf die Bühne. Der Scheinwerfer sucht sie mühsam, da guckt Jenny zu Christian und fragt: „Sind wir falsch? – Ja, wir sind falsch – komm gehen wir wieder“. Mit Applaus und Gelächter verlassen sie schnell wieder die Bühne – der Auftritt von Kevin kann beginnen.

 

21.10.2004 – G.K.

 

 

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