Gudrun
Kauck: Ludwig² Musical in Füssen, Musicalfriends Stuttgart, Jan Ammann, Marc
Gremm, Norbert Lammla, Matthias Eschli, Bericht, Kritik
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LUDWIG²
Bericht über das
Musical
und eigene Eindrücke der Vorstellung
vom 23. Juni 2005
- 1. Akt - |
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Buch und Liedtexte Komposition Arrangements Produktion Regie |
Rolf Rettberg Konstantin Wecker,
Christopher Franke, Nic Raine Nic Raine Ludwig²-Produktions-Gesellschaft,
Gerd Fischer Conall Morrison, Sylvia Hase |
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Ein Ausflug zu König Ludwig II. mit seinen Schlössern und dem Musical
in Füssen gehören für uns ab und an einfach dazu. Andere fahren „richtig“ in
Urlaub – wir machen einen Kulturtrip ins Allgäu. Für manche vielleicht zu
intensiv, aber Susanne und ich hatten auch in diesem Jahr wieder viel Spaß
daran. Nachdem wir nachmittags zur Einstimmung noch Neuschwanstein besichtigt
hatten, führte uns abends der Weg ins Musicaltheater. Es war zwar inzwischen ein anderes Stück als bei unserem letzten Besuch
vor zwei Jahren, das im Festspielhaus Füssen gespielt wird, aber zumindest einmal
ansehen wollten wir es schon – einmal dachten wir zu diesem Zeitpunkt noch J. Ein guter Platz gehört für uns zum Musical-Genuss und so hatten wir
Reihe eins gebucht. Gleich bei der Ansage vor der Vorstellung mussten wir insgeheim
lächeln, weil der freundliche Sprecher auf den „kleinen Freund“ aufmerksam
machte, der da in der Tasche abgeschaltet werden solle. |
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Das Stück beginnt mit einem Spaziergang, den der schon ältere Ludwig
II. (Jan
Ammann) mit dem Arzt Dr. Gudden (Erwin Bruhn) am Starnberger See unternimmt. Gleich
zu Beginn fällt das liebevoll gestaltete Bühnenbild auf – und der Schwan, der
scheinbar lebendig auf dem See seine Runden dreht, das Gefieder putzt und
Wasser trinkt. Ludwig ist erbost darüber, wie das psychologische
Gutachten über ihn zustande gekommen ist. Er findet seine Arreststierung
demütigend und singt klagend zu seinen Bergen „Geliebte Berge –
göttergleich“. Schon das erste Lied hat
uns überzeugt, dass wir in diesem Musical richtig sind – großartig gesungen
von Jan Ammann!! |
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In einer Rückblende erleben wir danach spielende Kinder – Sisi, Sophie,
Otto und Ludwig, die als Kinder miteinander spielen. Ludwig denkt traurig
zurück an die unbeschwerte Kindheit und singt das Kinderlied „Maikäfer flieg“
– aber mit einem Text, der die Geschichte der Personen erzählt, die da als
Kinder noch zusammen spielten. Die
Kinder sind nicht wirklich auf der Bühne, sondern werden als Schattenriss
eingespielt – sehr gut gelöst. |
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Danach erscheint Ludwig als Kind auf der Bühne, begleitet von seinem
Kindermädchen Sibylle Meilhaus (Suzan Zeichner). Es fällt gleich auf, dass der kleine Ludwig ein sehr inniges
Verhältnis zu seinem Kindermädchen hat. Sie erzählt ihm von ihrem Besuch in
der Oper, zu dem Ludwig leider nicht mitgehen durfte. Er wird zum König
ausgebildet und muss Latein lernen bei seinem strengen Lehrer Baron Basselet
(Nils-Holger
Bock). Um zu unterstreichen, dass das
kein Spaß ist, erscheint der Lehrer praktisch mit einem Paukenschlag aus der
Versenkung – die Schultern der Uniform überbreit ausgepolstert. Sibylle versucht ihrem Schützling zu helfen so gut es geht, aber der
mächtige Lehrer wird seinem Schüler Latein beibringen – der Stock
unterstreicht sein Vorhaben noch. „Wie heißt es bei den Römern gleich?“. |
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Das Ende der Schulstunde rettet den kleinen Ludwig vor den Schlägen,
bringt ihn aber gleichzeitig an den Tisch mit seinem strengen Vater Max von
Bayern (Carlo
Lauber). Der
übermächtig große Tisch von Hohenschwangau und die beiden riesigen Gemälde
sind hier aus der Sicht eines Kindes dargestellt – dazu der strenge Vater und
die Mutter (Kimberly Kate), die ihrem Sohn auch nicht helfen kann. Abendessen bei den Wittelsbachs – die Eltern streiten, Ludwig träumt
von Lohengrin, Otto ist krank, Sibylle versucht Ludwig beizustehen. Die
Phantasie spielt Ludwig immer wieder Streiche, denn er sieht wie sich das
große Gemälde bewegt und verändert – die Erwachsenen sehen das aber nicht. Für
uns Zuschauer wird die Phantasie von Ludwig mittels Videowand lebendig
gemacht – sehr schön. Zusammen singen dann alle vier Personen das Quartett: „Schon wieder
gibt’s Familienkrach daheim im Hause Wittelsbach“. |
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Sibylle will Ludwig zu Bett bringen, aber vorher soll sie ihm noch eine
Geschichte erzählen – die Geschichte von Lohengrin, dem Schwanenritter.
Ludwig schläft auf dem Schoß von Sibylle ein und sie singt das schöne
Gute-Nacht-Lied „Mein Ritter, schlaf ein und träume“. Und wieder wird eine Szene sehr
gut gelöst – der kleine Ludwig schwebt mittels Seil zur Bühnendecke, während
der erwachsene Ludwig von oben herunterschwebt – genau passend zur Krönung,
denn inzwischen ist der Vater Max gestorben und der 18jährige Ludwig wird zum
König gekrönt. |
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Ludwig und sein Freund und Vertrauter Graf Dürckheim (Marc Gremm) bereiten sich auf die Krönung von Ludwig vor. Währenddessen treffen
die illustren Gäste ein, die vom Haushofmeister groß angekündigt werden: Kaiser
Franz-Josef von Österreich (Alexander Kerbst), Sophie in Bayern (Barbara Obermeier), Otto von Bayern (Matthias Eschli), Elisabeth
Kaiserin von Österreich (Janet Chvatal) – und viele
andere, die nicht extra vorgestellt werden. Während die Gäste eintreffen, spielt heroische Musik und Dürckheim
schwört Ludwig seine Treue. In dieser Szene gibt es so viel
zu beobachten: Ludwig, der sich in seiner Schärpe verheddert, Franz-Josef,
der eifersüchtig Sisi beobachtet, Ludovika, die ihre Tochter Sophie in die Nähe
von Ludwig schiebt, Sisi, die den Arm ihres Mannes ignoriert….. |
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Dann ist der neue König Ludwig II. im großen Ornat mit Zepter und
Reichsapfel. Wie in Bayern üblich schwört er auf die Krone und hält danach
eine glühende Rede an das bayerische Volk. Das bayerische Volk waren die
Zuschauer und Ludwig sprach mit seiner Rede jeden im Publikum an. Alles will er ändern, nur von Krieg und Waffen fällt kein Wort. Das
wird natürlich von den Ministern und Fabrikanten misstrauisch bemerkt. Ludovika möchte Sophie mit dem König verkuppeln, aber Ludwig hat nur
Augen für Sisi, die aber bereits mit Franz-Josef verheiratet ist. Trotzdem
verabreden sie sich – wie in der Kindheit – dass sie sich auf der Roseninsel
treffen wollen. |
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Das Fest zu Ehren der Krönung von Ludwig geht über in die Feier der
Verlobung, die Ludovica (Stefanie Kock) nun doch noch
arrangiert hat. Sie singt dann auch „Ogottogott, die Jugend heut“, in dem sie
darüber klagt, dass sich zu viel um Kunst und so wenig um den Schoß gekümmert
wird. |
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Blende zu dem älteren Ludwig, der noch immer mit Dr. Gudden einen
Spaziergang um den See macht. Dr. Gudden versucht seine Entscheidung zu
rechtfertigen und singt „Die Welt, mein König, ist kein Märchen“. |
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Wieder eine Rückblende – Roseninsel: Sisi im knallig roten Kleid
zwischen einer Unmenge roter Rosen auf der Insel singt ein Liebeslied für
Ludwig, der aber noch nicht da ist – „Rosenkavalier vor verschlossner Tür“.
Ludwig hört aber noch, dass Sisi für ihn gesungen hat. Beide erinnern sich an
ihre Kindheit, in der sie sich sehr verbunden fühlten – „In Palästen
geboren“. Sie erinnern sich an Adler und Möwe und an die Unmöglichkeit der
Liebesbeziehung zwischen den beiden so verwandten Seelen – eben wie der Adler
vom Berg und die Möwe vom See. Diese Szene auch wieder
wunderschön dargestellt. Zwei schwarz gekleidete Personen führen die Drachen
mit Adler und Möwe, die immer wieder aufeinander zufliegen, aber nie zusammen
kommen. |
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Als Ludwig sich immer mehr in seine Phantasien steigert, holt ihn Sisi
wieder in die Realität zurück – sie ist Kaiserin von Österreich. Ludwig
gesteht, dass er die Verlobung mit Sophie gelöst hat. Sisi ist empört und
verlässt auf der Stelle die Insel. |
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Ludwig bleibt mit seiner verschmähten Liebe allein zurück. Er ist
traurig und singt deprimiert „Das Auge nass. Vorbei mein Hoffen“. Und wieder ein bemerkenswertes
Bühnenbild. In dem gleichen Knallrot wie die Rosen und das Kleid von Sisi
entfaltet sich ein riesiger Vorhang über die ganze Bühnenbreite. Ludwig
versucht, sich darin zu verstecken und irgendwann fällt den Vorhang dann in
interessanten Wellen herunter. Ludwig verkriecht sich darin. Ein Engel (Stefanie Kock) erscheint und
tröstet Ludwig, fordert ihn aber gleichzeitig auf, weiterhin für seine Ideale
zu kämpfen. Eine riesige Mondscheibe wird
von der Bühnendecke heruntergelassen, dahinter verbirgt sich der Engel, der
erst durch die richtige Beleuchtung sichtbar wird. |
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Ludwig rafft sich auf, er findet seine Kraft zurück und singt „Mein
Engel, höre meinen Schwur“. Er wird dann noch unterstützt von Dürckheim und
Gudden und schließlich vom gesamten Chor, sodass ein Gänsehautgefühl
unvermeidbar ist. Mit diesem grandiosen Eindruck werden wir in die Pause
entlassen. Eigentlich ist die Pause mit 45
Minuten ja viel zu lang, aber diese enorm starken Eindrücke müssen auch wir
erst einmal verarbeiten und sind froh, dass wir draußen am See die Ruhe dafür
finden. |
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© der Fotos auf dieser
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