Gudrun Kauck: Ludwig² Musical in Füssen, Musicalfriends Stuttgart, Jan Ammann,  Marc Gremm, Norbert Lammla, Matthias Eschli, Bericht, Kritik

 

 

LUDWIG²

 

Bericht über das Musical

und eigene Eindrücke der Vorstellung

vom 23. Juni 2005

- 2. Akt -

 

Gleich zu Beginn des zweites Aktes zeigt sich der erste Widerstand gegen König Ludwig, seine Kunst- und Architekturpläne, aber auch gegen seinen Lebens- und Regierungsstil.

 

Ludwig schreibt einen Brief an seinen Freund Richard Wagner. Er drückt darin seine innige Verbundenheit, ja Liebe zu dem großen Meister aus.

 

Die Szene wird sehr schön dargestellt, indem die Schrift aus dem Brief auf der großen Videowand erscheint und wir fast miterleben könne, wie der Brief entsteht.

 

Übermächtig erscheint zum Ende der Szene das Portrait Wagners aus der rückwärtigen Wand.

 

Ministerpräsident von Lutz (Carlo Lauber) legt Ludwig die Kriegserklärung gegen Frankreich vor, die dieser unterschreiben soll. Ludwig zögert lange und drückt seine Zweifel in den Lied „Es ist bei Hof nicht Mode“ aus. Am Ende unterschreibt er dann, auch auf den Rat seines Freundes Dürckheim hin, die Kriegerklärung. Er bittet Dürckheim aber inständig, auf seinen kleinen Bruder Otto aufzupassen, der den Krieg wahrscheinlich nur als Spiel ansehen wird. Dürckheim gibt ihm sein Wort.

 

Der Krieg wird durch den Soldatenchor eingeleitet, der „Viel Feind, viel Ehr“ singt und dazu mutig ins Feld marschiert. Doch die Verluste werden immer größer und die Schatten des Krieges – sehr schön veranschaulicht durch überdimensionale Skelette – werden immer größer.

 

Die Soldaten geben ihren Toten die letzte Ehre.

Die Szene ist sehr eindrucksvoll dargestellt und sollte eigentlich noch viel mehr hervorgehoben werden. Die Soldaten stehen mit Ranzen und Decke vor einer großen Wand, auf der viele Soldaten stehen, diese aber nur im Schattenriss. Als sich der Vorhang hebt, um Ludwig und Dr. Gudden auf ihrem immer noch andauernden Spaziergang durchzulassen, kann man sehen, wie aus den Schattenbildern der Soldaten Kreuze für gefallene Soldaten werden. Sehr gut dargestellt!

Dürckheim konnte Otto (Matthias Eschli) im letzten Moment retten, aber er erleidet ein Trauma, weil er verschüttet war – er muss in psychiatrische Behandlung.

Otto leidet an einer Kriegsneurose und wird durch die Art der Behandlung – ständige Auseinandersetzung mit dem Erlebten – immer weiter in seine Krankheit getrieben „Die Nacht marschiert“.

Ludwig besucht seinen Bruder und kann mit ihm zusammen eine kurze Zeit der Rückbesinnung erleben – „So kalt mein Herz, so kalt die Hände“.

Sehr eindrucksvoll wie Matthias Eschli den geistig verwirrten Otto darstellt – er hat genau das richtige Mass gefunden für diese schwierige Szene.

 

Wieder einmal erscheint Ludwig der Engel und spricht ihm Mut und Hoffnung zu. Er solle nicht von seinem Ziel abweichen und seinen eingeschlagenen Weg auch gegen Widerstände weitergehen. Ludwig schöpft neuen Mut und singt das wunderschöne Lied „Kalte Sterne. Und mein Herz ein Land von Asche zugedeckt.“

Eigentlich hätte man an der Stelle wieder eine kleine Pause nötig gehabt, denn nicht nur die Darstellung des Krieges mit den  Riesen-Skeletten war eindrucksvoll, sondern auch dieses Lied, das Jan Ammann sehr gut vorgetragen hat.

 

Auf konspirativen Sitzungen beschließen die Verschwörer, zu denen Prinzregent Luitpold, Ministerpräsident v. Lutz, Graf Rettenberg und der Waffenhändler Kaspar gehören, dass der König egal zu welchem Preis beseitigt werden muss – „Es muss etwas geschehn!“.

 

Der Arzt Dr. Gudden wird moralisch unter Druck gesetzt, damit er ein psychologisches Gutachten unterschreibt, das ihm schon fertig formuliert vorgelegt wird.

Gudden hofft auf einen Karrieresprung, zweifelt aber immer noch an seiner Entscheidung – „Soll das der König sein?“.

 

Währenddessen lebt Ludwig ein scheinbar sorgloses Leben – er lässt sich auf Schloss Linderhof von Erfindern die neustens Erfindungen vorführen. Glücklich wirkt der König und mit der Welt zufrieden, als ihm eine Regenbogen-Maschine vorgeführt wird, die zwar keinen Bogen hervorbringt, aber buntes Licht. Und er ist überglücklich, dass er der neuen Zeit so aufgeschlossen gegenüber tritt und auf seinen Schlössern Telefone installiert werden. „Mein König, unterwerft Euch ‚König Technik’ auf dem Thron“.

Eine herrliche Szene, die nach den ganzen bedrückenden und traurigen Liedern, etwas Schwung und Humor ins Stück bringt. Es macht einfach Spaß Ludwig zu beobachten, der sich wie ein Kind freuen kann, wie er mit den Zwergen herumhüpft und glückliche die neue Zeit preist. Vor Lachen sind wir fast unter die Sitze gerutscht, als der König zum ersten mal telefoniert. „Was soll ich sagen?“  - „Ihren Namen, Majestät.“ – „Hier König ........ König Ludwig.........ähm Wittelsbach!“ Klasse gemacht und in allen vier Shows, die wir gesehen haben, anders vorgetragen, aber immer gut!!!!

 

Die heitere Stimmung wird jäh unterbrochen als Sisi kommt und Ludwig darüber informiert, dass Richard Wagner in Venedig gestorben ist. Er verfällt sofort wieder in tiefe Depression. Sisi und Sibylle singen das Duett „Ach so kurz das Leben“.

 

Die Verschwörer treffen sich wieder und Kaspar, der Waffenhändler, bringt seine neueste Errungenschaft mit und an den Mann.

 

Währenddessen hat der Bau von Neuschwanstein begonnen und wir befinden uns mit einem tollen Bühnenbild mitten im Geschehen. Ludwig und Dürckheim begutachten den Fortschritt des Baus, während der Arbeiterchor singt „An des Berges steilen Wänden“.

Es gibt ganz viel zu beobachten in dieser Szene – viele nette Kleinigkeiten wie ein vergessener Eimer, Bier für die Bauarbeiter, Steinmetze usw.

 

Dürckheim (Marc Gremm) versichert Ludwig (Jan Ammann) noch einmal seine Freundschaft in einem wunderschönen Duett „Freundschaft ist der Freiheit höchstes Gut“.

Unglaublich starke Stimmen in einem wunderschönen Lied vereint – unvergesslich, weil mit Gänsehaut-Effekt J

 

Ludwig wird auf Neuschwanstein verhaftet und soll arretiert werden. Dürckheim will seinem Freund noch helfen, will ihn mit Waffengewalt verteidigen, aber Ludwig lehnt jede Art von Gewalt ab. Er ergibt sich seinem Schicksal.

 

Der Schattenmann (Bruno Grassini) tritt aus dem Dunkel der Bühne hervor – mit Hut, Brille und Gewehr kann man schon ahnen, was er vor hat. Er singt „Schatten auf des Königs Palästen“.

Geheimnisvoll, unheimlich aber mit ganz, ganz starker Stimme singt Bruno Grassini dieses Lied, das sich immer mehr steigert und zum Schluss in einem langen Ton ausklingt. Starker Vortrag, der mit viel Szenenapplaus belohnt wird.

 

Immer noch sind Dr. Gudden und Ludwig auf dem Spaziergang am Starnberger See. Ludwig wird müde und meint, dass sie doch zurückgehen sollen – da tritt aus dem Schatten wieder der Schattenmann hervor und verfolgt die beiden Männer. Nach ewig langer Zeit fallen dann zwei laute Schüsse.......

 

Sisi, Sibylle und Dürckheim singen ihr poetisches Abschiedslied für den König, der nun nicht mehr seine Schlösser zuende bauen wird. Im Abendrot tauchen im Hintergrund der Bühne noch einmal alle Mitwirkenden auf, auf dem See schwimmt ein trauriger Schwan, während im vorderen Teil der Bühne die Drei „Mein König habe Dank für alle Märchen deines Lebens“ singen. 

Das Lied hat die gleiche Melodie wie „Kalte Sterne“ und zieht zum Ende des Stückes noch einmal  ganz tief runter. Mit dieser schönen Melodie und den starken Stimmen endet das Musical.

 

© der Fotos auf dieser Seite bei Ludwig² - das Musical in Füssen

 

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