Gudrun Kauck: Ludwig² Musical Füssen, Meet & Greet, Jan Ammann, Marc Gremm, Janet Chvatal, Kimberly Kate, Alexander Kerbst, Raphael Dörr, Matthias Eschli, Martin Markert

 

 

 

 

LUDWIG²

 

Kritik und Anregungen

 

 

Nach dem Hören der Cast-Aufnahme waren wir recht enttäuscht. Die ganze CD ergab für uns irgendwie keinen Sinn und keine Handlung, obwohl die Stimmen angenehm zu hören waren und neugierig machten. Da wir uns aber immer zuerst selbst von einem Stück überzeugen, ehe wir darüber ein Urteil abgeben, sind wir nach Füssen gefahren.

 

Eigentlich wollten wir ja nur mit dem Fanclub die Nachmittag-Show am Samstag, den 25. Juni 2005 ansehen – zum Glück nur eigentlich, denn ich möchte keine der vier Shows missen, die wir dann letztendlich in drei Tagen gesehen haben J. Jede Show war gut und jede hatte trotzdem ihre Eigenheiten.

 

Besetzung am Donnerstag, 23. Juni 2005 : (ich gebe der Einfachheit halber nur die Hauptrollen an)

Ludwig

Sisi

Graf Dürckheim

Otto

Dr. Gudden

Schattenmann

Jan Ammann

Janet Chvatal

Marc Gremm

Matthias Eschli

Erwin Bruhn

Bruno Grassini

 

Besetzung am Freitag, 24. Juni 2005:

Ludwig

Sisi

Graf Dürckheim

Otto

Dr. Gudden

Schattenmann

Marc Gremm

Janet Chvatal

Nils-Holger Bock

André Eisermann

Norbert Lamla

Bruno Grassini

 

Besetzung am Samstag, 25, Juni 2005 (14.30 Uhr):

(Besuch des Fanclubs Musicalfriends Ludwig² ) http://www.musicalfriends-ludwig2.de

Ludwig

Sisi

Graf Dürckheim

Otto

Dr. Gudden

Schattenmann

Marc Gremm

Janet Chvatal

Alexander Kerbst

Matthias Eschli

Norbert Lamla

Bruno Grassini

 

Besetzung am Samstag, 25, Juni 2005 (19.30 Uhr) 100. Vorstellung

Ludwig

Sisi

Graf Dürckheim

Otto

Dr. Gudden

Schattenmann

Jan Ammann

Janet Chvatal

Marc Gremm

Matthias Eschli

Norbert Lamla

Bruno Grassini

 

Beruhigend wenn man bei einem ersten Besuch im Musical die Hauptbesetzung vorfindet – und das auch noch an einem normalen Wochentag. Vom ersten Moment an waren wir von dem Stück, der Handlung und den Darstellern gefesselt. Nun ergab auch die CD einen Sinn, denn dass es sich um Rückblenden in Ludwigs Leben handelte, konnte man anhand der CD nicht erahnen.

 

Die eigentlich „schwere Kost“ der Musik wurde durch die Handlung und das interessante Bühnenbild aufgelockert. Auch die Umgebung mit den richtigen Schlössern Ludwigs, die wir vor der Vorstellung noch besichtigt hatten, mag dabei eine Rolle gespielt haben. Und endlich einmal wurde König Ludwig II in einer Form auf eine Bühne gebracht, die man als historisch interessierter Mensch akzeptieren kann. Keine Trachtenkapelle musste beweisen, dass man sich in Bayern befindet, sondern Ludwig selbst erzählte von seinen „Geliebten Bergen“ – zwar tauchten auch hier „Bayern“ in Lederhosen und Trachtenjanker auf, aber die gehören nun einmal in diese Landschaft J.

 

Da man in diesem Stück fast alle Lebensjahre mit dem reifen Ludwig noch einmal durch erlebt, wird vieles verständlicher und man versteht auch so manche Entscheidung, die er getroffen hat – und warum vieles durch seine eigentlich falsche Erziehung begründet ist.

Für die Mitglieder des Fanclubs gab es am Samstag dann noch einen geschichtlichen Vortrag über Ludwig II., der auch für uns – die wir uns schon länger mit dem Thema befassen – noch neue Aspekte und erklärende Verbindungen gebracht hat. Besten Dank an dieser Stelle an Sandra Borkowsky, die den sehr interessanten Vortrag gehalten hat.

 

Die Dramatik eines Mannes, der nur Gutes für sein Volk wollte, dies auch in vielen Dingen durchgesetzt hat, und der trotzdem durch äußere Einflüsse und nicht vorhersehbare Ereignisse in eine ausweglose Lage gebracht wurde. Dies wird bis zu seinem bitteren und noch immer mysteriösem Ende sehr eindringlich auf der Bühne gezeigt.

 

Dazu benötigt man aber nicht nur ein vernünftiges Buch, gute Musik und ein „schönes“ Bühnenbild, sondern auch Darsteller, die dem großen Anspruch gerecht werden:

 

Jan Ammann:

Er spielt den „Ludwig“ so, wie man sich den Märchenkönig Ludwig II. vorstellt – ein bisschen spinnert, ein bisschen ernst – manchmal fast verzweifelt um Freundschaft bemüht, manchmal autoritär. Seine kraftvolle, angenehme Stimme unterstreicht den Charakter, den er darstellt, und aussehen tut er auch noch wie Ludwig J.

 

Janet Chvatal:

Sie spielt die Kaiserin „Sisi“. Ihre Erscheinung unterschied sich zwar nach meiner Meinung vom Original, aber ihre sehr angenehme und niemals schrille (!) Stimme passte sehr gut zu dieser Rolle.

 

Marc Gremm:

Er verkörperte nicht nur „Graf Dürckheim“, sondern wir durften ihn auch in zwei Vorstellungen als „Ludwig“ genießen. Seine Stimme fiel uns vom ersten Moment an angenehm auf, weil sie nicht nur angenehm und kraftvoll war, sondern wie eine tragende Säule in den gemeinsamen Liedern erschien.

 

Matthias Eschli:

Der schizophrene Prinz „Otto“ wurde von ihm nicht nur anschaulich, sondern auch sehr überzeugend gespielt und gesungen. Eine sehr schwierige Rolle, die er exzellent gemeistert hat.

 

André Eisermann:

Auch er spielt die Rolle des „Otto“ und wir hatten das Glück, ihn in einer der Vorstellungen erleben zu dürfen. Eine sehr beeindruckende Vorstellung, weil er den geistig gestörten jungen Mann sehr intensiv dargestellt hat – leider fehlte dann im Duett mit Ludwig etwas die Singstimme.

 

Norbert Lamla:

Was für eine Stimme! Erst im nachhinein wird einem diese Stimme so richtig bewusst – tief, aber unglaublich stark und durchdringend. Das Schlusslied des ersten Aktes „Mein Engel“ wird erst durch diese Stimme wirklich zum Genuss.

 

Bruno Grassini:

Der Böse im Stück, die unheimliche Figur – und leider nur mit einem einzigen Solo auf der Bühne – aber wie! Das Lied und die Stimme gehören einfach zusammen! Das Lied fängt leise und lockend an, steigert sich aber immer mehr, bis schließlich feststeht, was der Schattenmann vorhat. Woher Bruno die Luft für dieses Lied nimmt, wird uns ein Rätsel bleiben – „unheimlich gut“.

 

Das gesamte Ensemble:

Das komplette Ensemble hat uns mich sehr viel Spielfreude überrascht. Die Stimmen und Personen waren gut zu den Rollen ausgewählt und ergänzten sich zu einem Ganzen. Es machte sehr viel Spaß zu beobachten, wie alle in verschiedene Rollen und Kostüme schlüpften.

 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sich der Besuch dieses Musicals auf jeden Fall gelohnt hat, auch wenn die Fahrt bis ins Allgäu sehr weit für uns ist. Das Musical hat bleibenden Eindruck hinterlassen.

In den Shows, die wir gesehen haben, gab es kleinere Pannen bis hin zur Spielunterbrechung (die erste in der bisherigen Spielzeit). Aber wir lieben es, wenn die Bühne lebt – dazu gehören auch Pannen und mal eine Stimme, die nicht ihren besten Tag erwischt hat J - denn wenn ich ein immer fehlerlos abgespultes Stück sehen möchte, kann ich mir eine DVD kaufen. Um aber keinen falschen Eindruck zu erwecken, es waren wirklich nur kleine Pannen, wie z.B. ein Vorhang, der sich nicht wie vorgesehen löst.

 

Das Bühnenbild könnte in manchen Szenen noch ein wenig angepasst werden. Mir z.B. fehlen bei „Kalte Sterne“ die Visionen von Ludwig, der doch sicher schon Ideen von seinem neuen Schloss im Kopf hat. Könnte man das nicht unterstreichen, indem man verschiedene Eindrücke von Märchenschlössern, einzelnen Türmen oder Räumen  erscheinen lassen würde? Mit der vorhandenen Videotechnik müsste machbar sein.

 

Ich kann jedem, der ins Allgäu fährt oder der an Ludwig II interessiert ist, einen Besuch in diesem Musical ans Herz legen. Hier stimmt wirklich alles: Umgebung, Theater, Darsteller und Stück. Wir waren jedenfalls angenehm überrascht und werden, wenn es sich einrichten lässt, sicher noch einmal wiederkommen.

 

© aller Fotos auf dieser Seite bei www.gudrun-kauck.de

 

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