Das Phantom der Oper 09. März 2007 Bericht Freitag – dritt-letzte Show - von Mirjam
Pauser - |
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Das Phantom der Oper,
Freitag, 9. März 2007 20 Uhr |
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Phantom Christine Daaé Raoul Vicomte de Chagny Monsieur Firmin Monsieur André Carlotta Giudicelli Ubaldo Piangi Madame Giry Meg Giry |
- Roy
Weissensteiner - Martina Rumpf - Christopher
Morandi - Steffen Friedrich - Daniel Pabst - Melissa Marshall - Marcello Ronchietto - Gabriele Ramm - Rachel Horn |
Dies war nun mein
erster Phantombesuch in Essen nach Ians Dernière am 24.9.06 und mein Auftakt
zum Phantom-Abschiedswochenende. Aber auf diese
Vorstellung war ich ganz besonders gespannt, da ich nun endlich doch einmal
die Gelegenheit hatte, Roy Weissensteiner als Phantom zu sehen. Ich kannte
ihn noch von Stuttgart her und da hatte ich ihn immer als Raoul, als Phantom
ist er mir da immer „entwischt“. Da ich im Vorfeld schon immer viel Gutes
über seine Phantomdarstellung gehört hatte, war ich natürlich hoch erfreut,
dass es auf den buchstäblich letzten Drücker doch noch geklappt hat J Von der ganzen Show
selbst war ich dann aber auch wirklich schwer beeindruckt, die Kombination
Roy, Martina und Christopher war wirklich sehr schön mit anzusehen, da die
drei gut zueinander passen. Martinas „Denk an
mich“ wurde mit einer sehr klaren, kräftigen Stimme vorgetragen, sie konnte
mich bereits von Anfang an in ihrer Rolle überzeugen. Sehr schön auch hier
Melissa Marshall als Carlotta, sie spielt eine richtig zickige Diva, die mich
von ihrer Art und Weise her sehr an die Film-Carlotta erinnerte. Christopher Morandi
gab in der Garderobenszene einen sympathischen Raoul ab, als er Christine zum
Essen einlud und dann kam der Moment, auf den ich schon den ganzen Abend lang
wartete: der Spiegel und damit gleichzeitig mein allererster Eindruck von
Roys Phantom. Das „impertinent“
kam dann auch so bedrohlich und dominant, an Christines Stelle hätte ich da
auch vor Angst die Luft angehalten. Mein erster Eindruck war aber damit schon
mal positiv. Bei „Musik der
Nacht“ konnte ich mir dann ein genaueres Bild machen, da diese Szene für mich
eine der Schlüsselmomente in Sachen Überzeugungskraft eines Phantoms
darstellt. Roy spielte und sang diese Szene sehr einfühlsam, schön bei ihm auch
der Wechsel zwischen den sanften, leisen und den lauten, dominanten Parts.
Und auch Martina reagierte sehr überzeugend auf das, was er da sang, ich fand
es interessant, wie sie zwischen erwartender Neugierde und dann doch wieder
Unsicherheit hin und her schwankte. Man kann es schwer beschreiben, aber es
war einfach toll, den beiden zuzusehen, da stimmte einfach die Chemie. Bei der ersten
Demaskierungsszene konnte ich Roy dann zum ersten Mal richtig zornig erleben
und er wurde wirklich sehr, sehr zornig. In diesem Moment hätte es mich nicht
gewundert, wenn er Martina an die Gurgel gegangen wäre. Dann wechselte er
aber von einem Moment auf den anderen in echte Verzweiflung über und als er
auf dem Boden zu Christine herüberrutscht, nimmt man ihm diese Verzweiflung
wirklich total ab, er ist da ein gebrochener Mann. Die folgende
Managerszene mit Steffen Friedrich und Daniel Pabst war für mich in dieser
Kombination auch neu, da ich die beiden auch zum ersten Mal zusammen in
diesen Rollen sah. Sie passten aber sehr gut zueinander, auch wenn mir
persönlich Daniel Pabst als Monsieur Reyer lieber ist. Il Muto ist auch
immer wieder ein Erlebnis und sehr amüsant mit anzusehen. Roy so kann richtig
gemein lachen, wenn Carlotta auf der Bühne zu Quaken anfängt J Bei „Mehr will ich
nicht von dir“ harmonierten Martina und Roy sehr gut miteinander und die
folgende Engelszene berührte mich sehr. Roy schluchzte so richtig
herzzerreißend, dass es einem wirklich in der Seele Weh tut, dann aber wieder
sehr schön dieser Sprung von der Verzweiflung zur Wut. Bei „Nun bist du dem
Untergang geweiht“ saß ich wirklich mit eingezogenem Kopf in meinem Sessel,
so donnernd war seine Stimme. Viel zu schnell
befanden wir und dann wieder im zweiten Akt im Maskenball und ich war sehr
traurig, dass ich das alles nun bald vorerst nicht mehr sehen würde. Dieser
Gedanke hatte zur Folge, dass ich während dieser Szene echt mit den Tränen
kämpfte L Die zweite
Managerszene und die Don Juan-Probe vergingen dann irgendwie auch wie im
Flug, Martinas „Könntest du doch wieder bei mir sein“ war auch sehr
ergreifend für mich. Bei der
anschließenden Reprise von „Engel der Muse“ fiel mir besonders auf, wie gut
Roy und Martina auch stimmlich harmonieren. Nun kam die
interessanteste Szene des Abends: Don Juan und „Von nun an gibt es kein
zurück“. Und endlich war diese Szene für mich schlüssig dargestellt: Es wurde
nun so gespielt, dass Christine bereits bei den ersten Worten des Phantoms
bemerkt, dass sich nicht Piangi unter der Kapuze versteckt. Man sah es
Martinas Gesichtsausdruck sofort an, wie sie diese Stimme erkannte und ihre
Mimik zeigte zuerst Entsetzen und Unglaube, aber sie spielte ihre Rolle der
Aminta weiter. Man sah ihr jedoch richtig an, dass sie sich dachte: „Was
mache ich jetzt bloß?“ Während Roy seinen Part sang, spielte sie ihre Rolle
wie ferngesteuert, aber als das Phantom auf der Bank saß und Christines Part
an der Reihe war, ließ sie sich vollständig fallen und war wie ausgewechselt.
Leidenschaftlich umarmte sie ihn von hinten und er ergriff ihre Hände und
Arme und zog sie immer tiefer und intensiver in diese Umarmung. Nun kam
normalerweise immer der Moment, in dem Christine die Maske unter der Kapuze
fühlte und deswegen erschrocken weglaufen wollte, aber da Martinas Christine
ja genau wusste, wen sie vor sich hatte, spielte sie das anders. Ihr wurde
diese Umarmung zu intensiv und fordernd und sie wollte sich von ihm lösen und
bemerkte, dass er sie nicht mehr gehen ließ. Das war dann der Augenblick, in
welchem ihr bewusst wurde, was sie da eigentlich tat und sie geriet in Panik
und wollte weg. Aber Roy hielt die mit einem lauten „Nein!“ zurück. Ich hatte
diese Szene so noch nie zuvor gesehen und fand es immer unglaubwürdig, dass
Christine das Phantom nicht sofort an der Stimme erkennt. Über diese neue
Darstellung habe ich mich sehr gefreut, ich finde sie so viel logischer und
Christines ganzer Zwiespalt wird deutlicher dargestellt Sehr berührend dann
auch wieder die Liebeserklärung des Phantoms an Christine mit der Überreichung
des Ringes, Roy sang das so einfühlsam und flehend, dass ich mich fragte, wie
sie ihn nur zurückweisen kann. Die folgende Demaskierung war dann wie ein
Schlag ins Gesicht. Im „Final Lair“
spielte Roy ein Phantom, das zwischen Wahnsinn und abgrundtiefer Verzweiflung
ständig hin und her schwankte, aber ohne dabei übertrieben aggressiv zu sein.
Für mich war das genau die richtige Mischung und es war es faszinierend, wie
schnell seine Stimmungen wechseln konnten: einerseits der Hass und die
Eifersucht, mit denen er Raoul gegenübertrat, dann wieder die Verzweiflung,
mit welcher er Christine bat, bei ihm zu bleiben. Schön dann auch seine
Reaktion auf Christines Kuss: als er zur Orgel hinüberging, sah man ihm
richtig an, dass er gar nicht fassen konnte, was eben geschehen war, seine
Mimik sprach da Bände, das sah aus wie: „Was war denn das jetzt? Kann doch
nicht sein?“ Als Martina dann
den Ring zurückbrachte, merkte man, dass es ihrer Christine nicht leicht
fiel, zu gehen, das Phantom blieb wie immer einsam und alleine zurück. Das
Finale sang Roy dann wieder mit der ganzen Kraft seiner Stimme und alles in
allem war ich mit den gezeigten Leistungen auch mehr als zufrieden, für mich
war das eine wunderbar überzeugende Darbietung aller Beteiligten. Ich vergaß
sogar kurzfristig, dass das ja das Dernièren-Wochenende war J © Mirjam Pauser, 12.03.2007 |