* Gudrun Kauck, Leserbrief musical cocktail Ian Jon Bourg

 

 

In der Zeitschrift „musical cocktail“ Heft 61 Februar - April 2006 wurde ein Bericht über die Premiere von Ian Jon Bourg beim „Phantom der Oper“ in Essen abgedruckt. Ich werde diesen Artikel nicht auf dieser Seite veröffentlichen !!!!!!! (noch nicht einmal in Auszügen!) –  denn nicht nur der Name von Ian Jon Bourg wurde da falsch geschrieben, sondern es wurde über eine Vorstellung dermaßen durchgehend negativ berichtet, dass ich das so nicht stehen lassen konnte. Ich habe deshalb am 11.02.2006 nachfolgenden Leserbrief an die Zeitschrift geschickt, in der Hoffnung, dass man einsieht, dass man so einen Artikel nicht unwidersprochen stehen lassen kann und man den Leserbrief auch abdrucken wird:

 

 

Mein Leserbrief an die Zeitschrift „musical cocktail“

 – Herrn Wolfgang Springer (Herausgeber, Chefredakteur) und Claudia Schachtschneider (Redakteurin Deutschland)

 

Ich habe gerade Ihren Bericht in Heft 61 über die Premiere von Ian Jon Bourg beim "Phantom der Oper" in Essen gelesen. Da ich selbst an diesem Tag in der Vorstellung war, kann ich nicht nachvollziehen, was da beschrieben wurde!

 

Der erste Teil des Berichts bestand zwar nur aus Veröffentlichungen von Stage Entertainment, aber der zweite Teil des Berichts schildert ein Phantom, das an diesem Abend so nicht auf der Bühne war!!

Ich habe das Musical  "Phantom der Oper" in verschiedenen Produktionen insgesamt über 50 Mal auf der Bühne gesehen und denke, dass ich dadurch einen recht guten Überblick über die verschiedenen Produktionen und auch Verständnis für dieses Musical und die verschiedenen Darsteller habe.

Ich saß an diesem Tag mitten im Publikum, das auch aus sehr vielen Phantom-Neulingen bestand. Der Funke sprang vom ersten Moment über und schon die "Musik der Nacht" führte zu atemloser Stille im Saal. Die Schlussszene im Untergrund war dann emotional so ergreifend, dass hier und da verschämt die Taschentücher herausgeholt wurden.

 

Von "farblos", "aufgesetzt" oder "verrückt" kann in keinem Moment die Rede sein und dass sich da auch nur an einer Stelle "Routine" eingeschlichen hätte, ist einfach nicht richtig. Das Phantom von Ian Jon Bourg ist jedesmal neu, jedesmal ein ganz klein bisschen anders, einmalig - aber immer faszinierend und fesselnd. Ich kenne im deutschsprachigen Raum keinen Darsteller, der die verschiedenen Aspekte dieses sehr schwierigen Charakters "Phantom" so gut darstellen kann, wie gerade Ian Jon Bourg. Er ist der Einzige, bei dem man eben nicht den Eindruck hat, dass es sich um ein verrücktes Monster handelt, das da auf der Bühne agiert. Man erkennt hinter der Maske den zutiefst verletzten, sich nach Liebe sehnenden Menschen.

 

Zu unterstellen, die Zuschauer wären am Ende der Show nur aufgestanden, um die von uns verteilten Blumen auf die Bühne zu werfen, ist unfair - auch dem Publikum gegenüber. Ich habe nicht nur diese Vorstellung mit Ian Jon Bourg als Phantom in Essen gesehen und kann  versichern, dass es nach jeder Show spontane Standing Ovations gegeben hat, eben weil das Publikum begeistert von seiner Phantom-Darstellung war und die Leistung der gesamten Cast zu würdigen wusste.

 

Das "Phantom der Oper" hat es nicht leicht, jeden einzelnen Zuschauer zu überzeugen - weil es ein Musical ist, das sich nicht jedem auf Anhieb erschließt und vielleicht auch, weil es die Zuschauer in einer sehr nachdenklichen Stimmung zurücklässt. Mit den heute sehr beliebten Tanz- und Spaß-Musicals kann man es auch ganz sicher nicht vergleichen. Deshalb aber gleich eine Überarbeitung des so beliebten Stückes zu fordern, finde ich falsch. Das Musical fasziniert seit über zwanzig Jahren Millionen von Zuschauern weltweit - und sicherlich ist es noch heute so gut, weil halt nicht dauernd etwas daran verändert wurde.

Dass es für ein Theater nicht so schwierig sein kann, das Phantom in seinen Spielplan zu nehmen, zeigt die immer sehr gute Auslastung in Essen und die bereits erfolgte Ausschreibung, die auf eine Verlängerung der Spielzeit hoffen lässt.

 

 

Hesseldorf, 11. Februar 2006

Gudrun Kauck