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„LIEBER FRANKIE“

(Independent) Spielfilm UK 2004

 

 

“A superb and enjoyable film

- what a pity it won't be appreciated by many”

 

 

Regie:           Shona Auerbach

Drehbuch:     Andrea Gibb

 

Lizzie:           Emily Mortimer

Frankie:        Jack McElhone

Der Fremde: Gerard Butler

 

 

Ø       Der Film „Lieber Frankie“ (Dear Frankie)

Ø      Was mir besonders gut gefallen hat J

Ø       Jack McElhone

Ø       Emily Mortimer

Ø       Gerard Butler

Ø      Was mir nicht gefallen hat L

 

 

Hätte Gerard Butler in diesem Film nicht mitgespielt, wäre ich wahrscheinlich nie auf diesen Film aufmerksam geworden – und was hätte ich da verpasst!!! Der Independent Film wurde von Shona Auerbach in der Heimat von Gerard in der Nähe von Glasgow im kleinen Ort Greenock gedreht – vielleicht war das der Grund, warum er überhaupt mitgespielt hat? Nein, wahrscheinlich nicht, denn wahrscheinlich hat auch er erkannt, um was für ein Juwel es sich bei diesem kleinen, leisen Film handelt. Ich hab meine persönlichen Eindrücke mal aufgeschrieben – eventuell werde ich noch die eine oder andere Ergänzungen vornehmen müssen. Der Film wirkt lange nach J

 

Der Film beginnt mit einem Umzug, den Mutter Lizzie (Emily Mortimer), Großmutter Nell (Mary Riggans) und Frankie (Jack McElhone) sehr routiniert betreiben – es ist nicht der erste und wird wahrscheinlich auch nicht der letzte sein. Mit einem alten klapprigen Van geht die Reise an die schottische Küste nach Greenock, wo eine Wohnung in einem alten, aber typisch schottischen Haus bezogen wird.

 

Frankie, der neunjährige Junge, ist taubstumm, hat aber selbst mit seiner Behinderung keine Probleme. Er kann sich mittels Zeichensprache und deuten oder klopfen gut bemerkbar machen und er kann jedes Wort von den Lippen ablesen. So auch bei Marie (Sharon Small), der Fish & Chips-Händlerin gleich um die Ecke. Als sie ihm keine Zigaretten verkaufen will, geht Lizzie, seine Mutter, selbst in den Laden. Die beiden Frauen sind sich nach einem kurzen Gespräch aber gleich sympathisch.

 

Die Großmutter mit ihrem trockenen, sehr englischen Humor sucht regelmäßig die Tageszeitungen nach Todesanzeigen ab – wie sich später herausstellt sucht sie nach der Todesnachricht von Frankies Vater.

Lizzie hat ihrem Jungen erzählt, dass der Vater auf einem Schiff um die ganze Welt reist und schreibt im Namen des Vaters regelmäßig Briefe an Frankie, schickt ihm auch Briefmarken, die der Junge in einem Album sammelt. Frankie schreibt auch Briefe an seinen Vater, aber die holt Lizzie aus einem Postfach in Glasgow regelmäßig ab und beantwortet sie so, dass der Junge denken muss, sein Vater hätte sie geschrieben.

 

Als Frankie im neuen Wohnort eingeschult wird, hat er dort schnell Kontakt zu den Kindern. Ricky Monroe (Sean Brown) verspottet ihn zwar dauernd weil er taub ist und weil er seinem Vater nur Briefe schreibt – er glaubt nicht, dass er einen Vater hat -, aber ein Mädchen aus der Klasse, Catriona (Jayd Johnson) hilft ihm und freundet sich auch mit ihm an. Gemeinsam mit Catriona sucht Frankie im Kleiderschrank der Mutter nach Fotos vom Vater – werden aber von Lizzie erwischt, die Frankie wütend zusammenschimpft.

 

Als Ricky dann zu Besuch kommt – zu schön die Szene, wo er vor der Wohnungstür wartet, dass aufgemacht wird, und er vor Langeweile und weil er sich unbeobachtet fühlt, einen Rap tanzt J - sieht er die Landkarte in Frankies Zimmer und die Fähnchen, mit denen er die Route der HMS ACCRA markiert, dem Schiff auf dem sein Vater fährt.

Kurz darauf bringt Ricky einen Zeitungsausschnitt mit, auf dem steht, dass die ACCRA am 19. in den hiesigen Hafen einlaufen wird. Da könne Frankie ja dann endlich beweisen, dass er einen Vater hat.

Frankie schreibt einen Brief an seinen Vater und erklärt ihm, dass er nur an Land komme müsse, wenn er auch Zeit dazu habe. Er würde schon verstehen, dass das vielleicht gar nicht ginge, weil das Schiff nicht lange genug im Hafen liegen würde. Lizzie liest den Brief und weiß, dass sie nun handeln muss. Sie beschließt, einen Mann für einen Tag anzuheuern, der den Vater spielen soll.

 

Die nächste Szene ist auch wieder so schön gedreht – mit so viel Sinn für Humor. Großmutter und Frankie sitzen beim Essen – Lizzie hat sich chic gemacht. Sie nimmt den Beiden die Teller weg und erklärt es damit, dass sie heute noch ausgehen würde. Junge und Großmutter schauen Lizzie dermaßen perplex an… – genial und immer wieder ein Lacher.

 

Lizzie hat aber mit ihrer Männersuche wenig Erfolg. Sie bekommt sogar unterstellt, dass sie „gewerblich“ arbeiten würde. Enttäuscht sitzt sie auf einer Parkbank, wo sie später Marie und ihr Freund finden. In einem langen Gespräch mit Marie erklärt sie ihre Lage und Marie verspricht zu helfen.

 

Kurze Zeit später geht Lizzie in eine Hotel-Bar, wo sie sich mit dem Fremden  (Gerard Butler) trifft. Das Hotel ist so typisch schottisch – unglaublich, dass das heute noch so da aussieht J.

 

Der Fremde kommt an den Tisch zu Lizzie. Sie ist aufgeregt und fängt an zu plappern, obwohl das sonst gar nicht ihre Art ist. Sie will einen Mann, der für einen Tag den Vater für ihren Sohn spielt  und den sie nach diesem einen Tag nicht mehr sehen will. Sie interessiert weder Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit. Die Briefe, die Frankie seinem Vater geschrieben hat, hat sie mitgebracht und zwei Fotos von Frankie. Lizzie plappert immer weiter, dass sie nur wenig zahlen könnte, ihm aber alles geben würde, was ihr möglich wäre.

Dem Fremden fällt auf, dass die Briefe schottische Poststempel hätten, aber das hatte Lizzie ihrem Sohn so erklärt, dass die Briefe an eine Sammelstelle gingen. Der Fremde spricht wenig, schaut sich die Fotos in Ruhe an, vergleicht mit Lizzie und fragt dann nur: „Um wie viel Uhr soll ich vorbeikommen?“ Zu gerne würde man nun wissen, was dieser Fremde eigentlich denkt, was ihn wirklich dazu bewogen hat, diese merkwürdige Aufgabe zu übernehmen.

 

Lizzie, Marie und die Großmutter feiern. Sie sind erleichtert, dass sie einen Mann gefunden haben, der die Rolle spielt. Am nächsten Morgen ist Frankie jedoch verschwunden. Marie findet ihn später auf den Hügeln an der Bucht. Sie erzählt ihm, dass das auch ihr Lieblingsplatz sei -  und sie überredet ihn zurückzugehen.

 

Inzwischen ist der Fremde gekommen und sitzt am Tisch (die zerknitterte, nicht mehr weiße Tischdecke hatte Lizzie extra rausgekramt). Mit einer schwarzen Lederjacke und grimmigem Gesicht sitzt er da, die Hände vor der Brust verschränkt. Lizzie und die Großmutter sind aufgeregt, weil Frankie noch nicht da ist. Sie überlegen, ob er vielleicht aufs Schiff gegangen ist und dort feststellen könnte, dass es seinen Vater gar nicht gibt. Der Fremde beruhigt die Frauen, dass der Junge das sicher nicht machen wird. Er fragt auch nach dem vereinbarten Geld. Lizzie gibt ihm einen zusammengefalteten Briefumschlag mit einer Hälfte des Betrages – die zweite Hälfte würde er am Abend erhalten.

 

Dann kommt Frankie. Der Fremde steht auf – groß und alles überragend steht er in der kleinen Küche. Frankie ist verlegen, der Fremde ist verlegen und die Großmutter guckt sehr skeptisch. „Hallo Frankie“ sagt der Fremde. „Du bist groß geworden. Ich hab nicht gesagt, dass ich komme, weil ich nicht wusste, ob ich’s schaffe. Ich hab dir was mitgebracht.“ Er packt ein Buch aus seiner Tasche – ein Buch über Fische, dem Lieblingsthema von Frankie. Lizzie ist erstaunt, dass er das richtige Buch mitgebracht hat und der Fremde erklärt, dass er das in den Briefen gelesen hatte.

 

Frankie erkennt erleichtert, dass dieser Mann seine Briefe gelesen hat. Er umarmt seinen vermeintlichen Vater. Der ist aber darüber so verblüfft, dass er auf die Umarmung des Jungen gar nicht reagieren kann. Er steht mit ausgestreckten Armen da und kann nur ganz vorsichtig, die Hände auf den Rücken des Jungen legen.

 

Lizzie bemerkt die Unsicherheit und schickt die Beiden zu dem Fußballspiel, das heute stattfinden soll und zu dem alle Jungs mit Vater gehen würden. Ricky hatte gewettet – um seine ganzen Sammelbilder – dass der Vater von Frankie nicht mitkommen würde. Mit dem Fotoapparat hält Frankie das erstaunte Gesicht von Ricky fest J. Er bekommt von Ricky die Bilder und gibt sie dem Fremden zur Aufbewahrung. Als der Frankie fragt, ob Ricky Monroe denn mitkommen solle zu Fish & Chips, schüttelt er den Kopf. Dann spielt Frankie Fußball – besser denn je – und er guckt immer wieder zu dem Mann am Spielfeldrand, um den ihn alle Jungs beneiden.

 

Dann sitzen Frankie und der Mann in Marie’s Lokal und studieren die Speisekarte. Marie dauert das zu lange und sie fordert Frankie auf, doch endlich seine Chips zu bestellen. Als der Mann auch Chips bestellt, aber seine mit Fisch, erklärt ihm Marie, dass Frankie Vegetarier ist – ein Vegetarier, der kein Gemüse isst. (Oh, wie gut ich diese Gattung kenne *ggfg*). Der Mann versteht sehr schnell und bestellt seine Chips auch ohne Fisch. Frankie schreibt auf einen Zettel, dass dies sein Dad sei – aber Marie weiß das ja schon. Man sieht dem Jungen aber an, wie stolz er ist, dass er endlich seinen Vater neben sich hat und ihn allen zeigen kann.

 

Aus sicherer Entfernung beobachtet Lizzie alles. Sie ist entsetzt, als die Beiden aufstehen und in Richtung Hafen gehen. Sie folgt heimlich, kann nur aus der Ferne sehen, dass Frankie und der Fremde vor der ACCRA stehen und das Schiff bestaunen. „Mords groß“ meint der Fremde dann. „Willst du drauf.“ Frankie guckt ihn wissend an und schüttelt den Kopf. „Dann mach wenigstens ein Foto – für später.“ Damit ist Frankie sofort einverstanden. Beide gucken in die Linse und im Hintergrund sieht man das Schiff.

 

Frankie und der Fremde sind im Aquarium. Frankie beobachtet Seepferdchen. Der Mann steht auf der anderen Seite des Beckens und beobachtet ihn. Dann sieht man ihn um das Becken herumgehen, sieht wie er Frankie von der Seite beobachtet und wie sich ganz langsam sein Gesicht aufhellt. Als Frankie ihn kurz anschaut, sieht man ihn sogar leicht lächeln – aber dann beobachten beide wieder das Seepferdchen. Diese Szene ist so ruhig gedreht und sagt trotzdem ganz viel aus – sie zeigt uns, wie der Fremde eine Beziehung zu dem Jungen aufbaut. Ganz ohne Worte geschieht das und trotzdem versteht man „jedes Wort“.

 

In der nächsten Szene sind die Beiden am Ufer der Bucht. Frankie wirft Steine ins Wasser, aber sie springen nicht so, wie er sich das vorstellt. Der Mann sitzt weiter entfernt und beobachtet alles ziemlich unbeteiligt. Als Frankie auf sein Zurufen nicht reagiert – er kann ihn ja nicht hören – geht er schließlich zu dem Jungen und gibt ihm einen flachen Stein, der sicher gut springen wird. Frankie tut als würde er den Stein werfen, steckt ihn aber in die Tasche.

 

Danach machen die Beiden ein Wettrennen im Watt – das bekannte Filmplakat. Dann sieht man sie traurig auf dem Weg nach Hause. Der Mann scheint zu überlegen und hat dann auch eine Idee, mit der Frankie sofort einverstanden ist. Sie sprinten zurück zu Lizzies Wohnung, wo sie die Großmutter an der Tür empfängt und gleich erst mal losschimpft, warum es so spät geworden sei.  Lizzie folgt ziemlich außer Atem. Der Fremde sagt ihr, dass Frankie und er beschlossen hätten, dass man sich doch am nächsten Tag noch mal treffen könnte. Lizzie reagiert wütend. „Es wäre doch nett, wenn wir noch mehr Zeit miteinander verbringen könnten – also, wir alle Drei – du und Frankie.“ „So, dachtest du? Nein!“

Frankie zieht sich schmollend zurück und Lizzie schickt ihn daraufhin mit ihrer Mutter in die Wohnung. Danach beginnt sie dem Fremden klarzumachen, dass er kein Recht habe, sich in ihre Erziehung einzumischen. „Wer hat ihnen das Recht gegeben hier hereinzuplatzen und sich so aufzuführen?“ „Sie waren das. Er hat so lange darauf gewartet – Sie haben so lange darauf gewartet.“ Lizzie überlegt und gibt dann tatsächlich nach. Nach einigem Hin- und Her vereinbaren sie, sich am nächsten Tag um Eins am Kai noch mal zu treffen. Sie gibt ihm noch den Umschlag mit dem restlichen Geld, den der Fremde mit merkwürdigem Blick in die Tasche steckt.

 

Die Mutter und Lizzie machen sich zurecht – vorher hat man das eigentlich nie gesehen. Sollte der Fremde diese Veränderungen bewirkt haben? Die Mutter hat Lockenwickler im Haar und lackiert sogar ihre Nägel. Auch Lizzie ist frisch geduscht und bürstet ihre Haare länger als sonst.

Bei einem Whisky zusammen mit der Mutter, unterhalten sie sich über früher. Dann kramt Lizzie die Zeitung aus der Tasche, die sie aus Glasgow mitgebracht hat, und die Mutter findet auf den ersten Blick eine Suchanzeige, in der nach Lizzie gesucht wird. Das lange Verdrängte ist nun also eingetreten! Lizzie geht im Bademantel auf die Straße, um aus einer Telefonzelle zu telefonieren. Als sie zurückkommt und erzählt, dass ihr Ehemann schwer krank ist und nicht mehr lange zu leben hat, will Nell gleich zusammenpacken und weggehen – damit sie niemand finden kann.

 

Aber Lizzie macht das nicht, sondern sie trifft sich mit ihrer Schwägerin. Sie vereinbaren, dass Lizzie zuerst alleine zu Davey – ihrem Ehemann – ins Krankenhaus geht und danach entscheidet, ob er Frankie sehen darf.

 

Lizzie und Frankie haben sich chic gemacht und gehen pünktlich um ein Uhr an den Kai zum Schiff. Sie sehen den Fremden auch gleich oben an der Reling. Er winkt und die Beiden winken zurück. Dann kommt er herunter und verlässt das Schiff – aber im Vorbeigehen, gibt er dem Seemann noch ein Trinkgeld (dafür, dass er aufs Schiff durfte?).

Frankie darf entscheiden, was sie unternehmen wollen und er entscheidet sich für einen Ausflug auf den Hügel, von dem man einen wunderschönen Ausblick über die Bucht und die kleine Stadt hat. Ohne viele Worte sieht man, dass sich die Drei näher kommen.

 

Später machen sie Rast in einem Lokal und Frankie darf einen großen Eisbecher bestellen. Der Fremde neckt ihn aber und meint, dass die Bedienung noch einen weiteren Löffel bringen soll – falls er die Portion nicht schafft. Frankie guckt grimmig und stürzt sich auf seinen Eisbecher.

Die Drei wandern weiter über die Hügel und ans Meer. Frankie wirft wieder Steine ins Wasser – aber er beobachtet trotzdem die ganze Zeit sehr genau, wie sich der Fremde und seine Mutter verhalten. Er versucht auch immer wieder, den Beiden die Möglichkeit zu lassen, sich alleine näher zu kommen.

 

Auf dem Rückweg kommen sie am Tanzlokal der kleinen Stadt vorbei, wo um diese Zeit auch viele Kinder sind. Es spielen verschiedene Bands und alle Altersgruppen haben Spaß. Marie und ihr Freund fordern die Drei auf, doch ausnahmsweise mal mitzukommen. Zögernd Lizzie gibt nach.

 

Als sie zusammen am Tisch sitzen, fragt Marie Lizzie, die Frankie und den Fremden beobachtet, scheinheilig: „Und, was denkst du gerade?“ „Nichts, ich denke nichts. Das ist eine geschäftliche Vereinbarung.“ Frankie und der Fremde kommen mit Getränken für alle zurück.

Da passiert Marie ein ganz dicker Fehler. Sie fragt laut und deutlich: „Seit wann rauchst du die denn? Was ist aus deinen geliebten Selbstgedrehten geworden?“ Der Fremde guckt entsetzt und alle erstarren – Frankie scheint nichts gehört zu haben (obwohl er sein Hörgerät an hat) und nestelt weiter an seinem Schuh.

 

Ricky kommt auf Frankie zu und bietet eine neue Wette an, um seine Sammelkarten zurück zu bekommen. „Ich wette alle deine Sammelkarten, dass du dich nicht traust, Catriona zum Tanzen aufzufordern.“ Der Fremde mischt sich ein und ergänzt: „Wenn du das machst, bringe ich deine Mutter dazu, auch zu tanzen.“ Wie er das dann allerdings macht, hat uns doch eher zum Lachen als zum Tanzen veranlasst J „Tanzen?“ Wieder so ein Spontan-Lacher – ehrlich, wenn ich so zum Tanzen aufgefordert würde, würde ich ganz sicher ablehnen. Das klang schon eher nach einem Befehl (ich hoffe auf das englische Original und dass es da besser rüberkommt).

„Ich tanze nie.“  „Es bleibt dir nichts anderes übrig. Frankie hat wieder gewettet. Ich würde aufpassen, sonst wird das noch zur Gewohnheit.“ Dann hält er ihr die Hand hin und sie legt ihre nach einigem Zögern auch tatsächlich hinein. Frankie geht nun auch direkt auf Catriona  zu – wartet kurz und guckt, ob seine Mutter auch wirklich tanzt – dann dreht er ab und geht in eine stille Ecke. Er beobachtet aber genau, wie sich seine Mutter und der Fremde beim Tanzen näher kommen – sie scheinen die Welt rundum vergessen zu haben, unterhalten sich angeregt und sind sich manchmal wirklich schon sehr nahe. Hätte Gerry nicht wie immer viel geschwätzt, hätte man so manches Mal vermuten können, dass sie sich gleich küssen würden – haben sie aber nicht..

 

Auf dem Heimweg geht Frankie mit Marie und ihrem Freund – Lizzie und der Fremde folgen mit kleinem Abstand. Sie unterhalten sich über den schönen Abend *bla-bla-bla*. „Seine Augen ziehen einen fast magisch an – wie Ihre.“ „Sie brauchen mir nichts Nettes zu sagen – dafür zahle ich sie nicht.“ Trotz dieser Abwehr scheint es, als würde Lizzie etwas aus sich herausgehen, denn sie erzählt auf Drängen des Fremden, wieso  sie den Vater des Jungen verlassen hatte. Ihre Mutter hätte sie begleitet, um sicher zu gehen, dass sie nicht zurückgehen würde, denn „Frankie kam nicht taub zur Welt. Das war ein Geschenk von seinem Dad.“

Entsetzt schaut der Fremde zuerst Lizzie, dann Frankie und dann wieder Lizzie an. „Frankie hat verdammt viel Glück.“ „Wieso?“ „Sie beschützen ihn jeden Tag aufs Neue.“  Dann erklärt sie ihm noch, dass sie Frankie immer dazu anhalten würde, Briefe an seinen Vater zu schreiben, weil sie nur wenn sie die Briefe lesen würde, seine „Stimme“ hören könnte und besser verstehen würde, was er denkt.

Frankie ist auf dem Armen des Fremden eingeschlafen und wird von ihm in die Wohnung getragen. Irgendwie wirkt Gerry in diesem Film größer als in anderen. Er steht richtig übermächtig in dieser kleinen engen Wohnung. Als Frankie im Bett liegt, erklärt er: „Ich geh dann lieber. Ich muss morgen früh los.“  Er würde sich aber gerne noch von Frankie verabschieden. „Wenn Sie ihn wach bekommen“ meint Lizzie lapidar.

Der Fremde beobachtet den schlafenden Jungen mit sehr nachdenklichem Gesicht, als der Junge wach wird. Verschlafen bückt er sich nach seiner Schatzkiste und holt ein selbstgeschnitztes Seepferdchen heraus, das er dem Fremden schenkt.

Der ist gerührt und hält das Seepferdchen ganz vorsichtig in den Händen. Zum Abschied sagt er dann noch mit etwas brüchiger Stimme und sehr nachdenklich: „ ...und vergiss nicht, Frankie, wir beide gehören zusammen.“ Frankie nickt.

 

Lizzie bringt den Fremden zur Tür. Sie stehen sich im Türrahmen der alten grünen Tür gegenüber und schauen sich in die Augen. Man hat den Eindruck, als wollten sie beide noch etwas Wichtiges sagen – aber niemand sagt ein Wort. Sie schauen sich an – minutenlang. Ganz vorsichtig bewegen sich die Körper ein bisschen aufeinander zu – und als sie sich dann wirklich berühren, legt der Fremde zuerst seinen Kopf an ihre Stirn und guckt ihr ganz tief in die Augen. Dann folgt der lange erwartete Kuss – kann ich gar nicht richtig beschreiben – einfach schön, sanft, liebevoll.

 

Der Fremde geht auf der Straße, als Frankie ihm vom Fenster aus noch mal zuwinkt. Der Fremde dreht sich um und winkt zurück – dann geht er die lange Straße hinunter (natürlich mit dem so bekannten Gerry-Gang J). Später findet Lizzie in ihrer Jacke die beiden Umschläge mit dem Geld wieder.....

 

Lizzie besucht ihren Ehemann Davey im Krankenhaus. Er ist offensichtlich schwer krank. Als er nach seinem Sohn Frankie fragt, erklärt ihm Lizzie, dass der nicht kommen kann, weil er in der Schule sein muss.

Davey erinnert an vergangene Zeiten und fordert Lizzie und Frankie zurück. Als Lizzie ihm erzählt, dass Frankie nun einen „richtigen“ Vater habe, einen der ihm zeigt, wie man Steine übers Wasser wirft – einen lieben, hingebungsvollen Vater und ihn nicht mehr braucht, rastet Davey regelrecht aus und Lizzie rennt entsetzt aus dem Krankenhaus davon.

 

Zuhause erzählt Lizzie ihrem Sohn, dass sie erfahren habe, dass sein Vater sehr krank geworden sei. Frankie malt ihm ein Bild von einem Seepferdchen, das Lizzie am nächsten Tag mit ins Krankenhaus nimmt. Dort gibt sie das Bild und ein Foto der Schwester, denn Davey scheint wirklich nicht mehr lange zu leben zu haben.

 

Lizzie trifft Marie und will nun endlich wissen, wer der Fremde denn war. Marie gesteht, dass er ihr Bruder ist. Dann fährt Lizzie nach Glasgow und will das Postfach auflösen, weil sie das ja nun nicht mehr braucht. Die große  Last wurde ihr von den Schultern genommen – Davey ist tatsächlich verstorben. Sie braucht nun keine Briefe vom vermeintlichen Vater mehr zu schreiben. Der Mann am Schalter schaut aber noch mal nach, ob vielleicht nicht doch noch ein Brief gekommen ist – und tatsächlich liegt ein Brief von Frankie an seinen Vater im Fach (der Junge weiß aber inzwischen, dass sein richtiger Vater verstorben ist).

 

Im Bus liest Lizzie den Brief. Frankie erzählt dem Fremden, dass sein Vater gestorben ist – und er hat ein Foto beigelegt, das ihn und den Fremden vor dem Schiff zeigt.

 

Frankie hat inzwischen die große Weltkarte mit den Fähnchen von der Wand genommen. Er geht zum Wasser und sitzt auf dem Steg, als Lizzie zu ihm kommt. Sie schauen sich an – und beide verstehen, dass Frankie wusste, dass der Fremde nicht sein Vater war.

 

Ein schöner Film – ruhig aber nicht behäbig, ohne spektakuläre Aktionen aber mit ganz viel Situationskomik (die sich aber vielleicht nicht jedem erschließt?), mit tollen Schauspielern, einer herrlichen Kulisse in Schottland. Die Geschichte wurde spannend erzählt, obwohl eigentlich nicht wirklich viel Handlung darin ist. Es gab keine Minute Langeweile. Eigentlich auch schön, dass das Ende so überraschend war und dennoch ganz viele Fragen offen geblieben sind, die der Phantasie freien Lauf lassen. Ein Film zum Träumen und Genießen – von mir würde er 10 Sterne bekommen (bei einer Wertung von 0-10), denn noch nie hatte ich das Gefühl, dass ich einen Film wieder und wieder ansehen möchte – und das sogar, wenn sich niemand findet, der mit mir ins Kino geht.

 

Jack McElhone – Frankie – spielte diese Rolle einfach großartig. Für einen Jungen, der nicht taubstumm ist, muss es doch unheimlich schwer sein, sich in die Situation und das Leben eines Jungen einzufühlen, der die Welt anders erlebt, der nicht hört, nur selten ein paar Worte hervorbringt und ansonsten viel beobachtet und so viel mehr wahrnimmt, als manches „normale Kind“. Trotz dieser Schwierigkeit spielt Jack McElhone seine Rolle spielerisch und wie selbstverständlich – tolle Leistung. Was mir besonders gut gefällt? Er spielt sich nicht in den Vordergrund, wie es sonst sehr oft bei Kindern in einer Hauptrolle der Fall ist, wird sehr behutsam geführt durch die sehr gute Regisseurin Shona Auerbach.

 

Emily Mortimer – Lizzie – in der Rolle der Mutter, die ihren Sohn um jeden Preis vor dem gewalttätigen Vater beschützen will – was man aber zu Beginn des Films noch nicht weiß. Sie kämpft wie eine Löwin, wenn es darum geht, Frankie vor Problemen zu beschützen – manchmal vergisst sie dabei aber, dass Frankie das gar nicht braucht. Er kann gut auf sich selbst aufpassen. Emily Mortimer passt sehr gut in diese Rolle. Eine kleine zierliche Frau, die eigentlich beschützt werden müsste, spielt sich als Beschützer der Familie auf und erkennt erst ganz spät, dass es nun an der Zeit ist, sich auch einmal fallen zu lassen und wieder einmal einem anderen Menschen zu vertrauen.

 

Der Fremde – Gerard Butler – der in diesem Film wirklich keinen Namen hat, verändert die kleine Welt der Lizzie Morrison. Gerard Butler spielt diese Rolle raumfüllend. Er beherrscht das Bild, ohne dass er hervortreten möchte. Mit ganz spärlichem Text drückt er trotzdem ganz viel aus. Was man aus diesem Gesicht alles lesen kann ist unglaublich. Schon die kleinste Reaktion sagt so viel aus – allein in der Szene am Aquarium wird ohne Worte so viel ausgedrückt, dass das sicher zwei A4 Seiten füllen könnte. Es ist schön zu beobachten, wie aus dem eigentlich unbeteiligten Fremden, der für ein paar Pfund einen Tag lang den Vater mimen soll, ein Mensch wird, der sich für den Jungen verantwortlich fühlt und der mehr für die Mutter empfindet, als diese wahr haben möchte. Es bleiben viele Fragen offen, aber allein der Gesichtsausdruck beim Abschied lässt vermuten, dass dies nicht der endgültige Abschied gewesen sein kann.

Meine Hochachtung für diese wirklich tolle schauspielerische Leistung. Ich bin sehr gespannt, mit was uns Gerard in seiner nächsten Rolle überraschen wird, denn bisher war jeder Film eine Überraschung – eine positive Überraschung mit stetiger Steigerung. Faszinierend zu Beobachten!

 

Gibt es auch etwas Negatives zu diesem Film zu sagen?

Ja, gibt es, aber wirklich nicht viel. Ich konnte mich nicht so recht damit anfreunden, dass der Fremde so schnell Zuneigung zu dem Jungen und seiner Mutter gefasst hat. Dafür gab es eigentlich keinen richtigen Anlass, keine Begründung. Das hätte mehr ausgeschmückt und besser erklärt werden müssen. So erschien es ein bisschen übertrieben, dass der Fremde beim Abschied nach zwei Tagen Tränen in den Augen hatte. Um so zu empfinden hätte er alle doch etwas besser kennen müssen – finde ich zumindest.

Am Anfang etwas störend – aber später konnte man sich daran gewöhnen – war die deutsche Synchronstimme von Gerard Butler. Die klang in manchen Szenen einfach etwas zu hart gegenüber dem weichen schottischen Akzent von Gerard.

 

Ich freue mich nun schon auf die DVD mit der englischen Original-Fassung. Warum? Nein, nicht schon wieder – das hab ich nun schon oft genug erwähnt *ggfg*.

 

 

 

Hesseldorf, 29.04.2005 – G.K.