E V I T A

 

Ein Musical nach der Lebensgeschichte von Eva Perón

 

 

               EVITA

 

 

 

   Musik: Andrew Lloyd Webber

     Buch und Lyrics: Tim Rice

 

 

         Erstaufführung 1978

 

 

           September 2002

 

              August 2004

 

Hanau, Amphitheater am Schloss Phillipsruhe

13. und 14. September 2002

 

 

 

Schon gleich nach der Bekanntmachung, dass „Evita“ nach Hanau kommen würde, hatte ich die Karten für uns gebucht. In weiser Voraussicht auch gleich für zwei Abende – es hätte ja auch etwas dazwischen kommen können. Allerdings konnte ich selbst zu einem so frühen Zeitpunkt nur noch die 2. Preiskategorie bekommen. Die Karten für die geplanten 4 Vorstellungen waren auch sehr schnell ausverkauft und deshalb wurden dann noch zusätzliche 3 Nachmittags-Vorstellungen eingeschoben. Aber auch diese Karten waren heiß begehrt und schnell vergriffen.

 

Hanau ist das Verwaltungszentrum unseres Landkreises – des Main-Kinzig-Kreises. Die Stadt ist aber auch bekannt als die Geburtsstadt der Gebrüder Grimm. Auf Schloss Wilhelmsbad finden auch jährlich die Märchentage statt, bei denen die Märchen der Brüder Grimm von Schauspielern nachgespielt werden.

Von uns ist Hanau etwa 30 Kilometer entfernt, durch die Autobahn ist es aber sehr gut zu erreichen. Schön ist Hanau nicht wirklich, aber es hatte drei sehr schöne Schlösser: das Stadtschloss, Schloss Philippsruhe und Schloss Wilhelmsbad. Die Stadt und das Stadtschloss wurden 1944 von Bomben total zerstört, aber die etwas außerhalb gelegenen Schlösser Phillipsruhe und Wilhelmsbad konnten erhalten, bzw. wieder aufgebaut werden. Besonders schön sind dabei außer den Gebäuden auch noch die Gärten. Deshalb fand in Hanau in diesem Jahr auch die Landesgartenschau statt – und in diesem Rahmen wurde auch „Evita“ aufgeführt.

 

Die Inszenierung wurde von Benjamin Baumann extra für Hanau erarbeitet. Wie wir später feststellen konnten, übernahm er einige der Ideen sicher auch aus dem Musicalfilm mit Madonna und Antonio Banderas. Aber auch viele eigene Ideen wurden umgesetzt und  der kleinen Bühne im Amphitheater angepasst.

 

Insgesamt standen für die Aufführung cirka 60 Personen auf der Bühne. Die meisten der Darsteller kamen aus dem näheren Umkreis und waren hier auch schon in regionalen Projekten aufgetreten. Einige bekanntere Namen waren auch darunter, so z.B. Jeanne-Marie Nigl, die im Tanz der Vampire Stuttgart schon als Wirtin Rebecca auf der Bühne stand und auch auf der Besetzungsliste für das neue Phantom steht. Auch die Hauptdarstellerin, Simone Kerchner, kannten wir schon von anderen Aufführungen, hauptsächlich im „Culture-Club“ in Hanau-Wolfgang.

 

Das Namens-Zugpferd aber war Sascha Krebs, der sich bereits bei vielen Musical-Aufführungen in ganz Deutschland einen Namen gemacht hat. Er wirkte unter anderem als Jesus bei „Jesus Christ Superstar“ in Halle und Tecklenburg, als Herbert im „Tanz der Vampire“ in Wien und Stuttgart und als Berger in „Hair“ in Bremen mit.

 

Das Wetter Mitte September war nicht schlecht, aber in den letzten Tagen war die Temperatur doch ganz schön in den Keller gegangen. Wir hatten uns dann entschieden, doch lieber die dicken Mäntel anzuziehen, denn schließlich war die Veranstaltung ja „Open-Air“.

 

Das Amphitheater hatten wir schnell gefunden und anhand der kleinen Schlange, die sich bereits gebildet hatte, konnten wir auch erkennen, dass wir den richtigen Eingang gefunden hatten. Leider gab es in den einzelnen Kategorien nur freie Platzwahl. Wir hatten uns also schon auf einen Ellbogen-Schuhspitzen-Kampf eingestellt.

Irgendwann so gegen 18.30 Uhr  war die Schlange dann schon so groß geworden, dass sich die Ordner entschlossen haben, die Tore vorzeitig zu öffnen. Klar, Rentner und „Grüne“ drängten und schoben, aber es ging dann schneller als erwartet und wir konnten auf unseren Platz zustürmen.

 

Unter einem Amphitheater hatte ich mir zwar irgendwie etwas anderes vorgestellt, aber wahrscheinlich waren mit „Amphi“ einfach die halbrunden, ansteigenden Stuhlreihen gemeint. Die Stühle waren sicherlich vom ortsansässigen „Ikea“ gespendet J. Zur Unterscheidung der einzelnen Preisklassen waren sie mit roten, gelben und grünen Sitzkissen ausgestattet. Wir hatten „gelb“ und konnten auch gleich feststellen, dass die Plätze gar nicht so schlecht eingeteilt waren. Rot war in der Mitte, Gelb rechts und links seitlich und Grün alles was hinten war. Da in der ersten Reihe einige Plätze reserviert waren, suchten wir uns die besten Plätze in Reihe 2 und hatten damit auch einen guten Griff getan. Wir saßen direkt am Gang, aber schon auf der ersten Stufe und mit gutem Blick (nur ein Lichtmast störte manchmal) zur Bühne.

 

Das Theater fasste 1.200 Besucher und entsprechend groß war dann natürlich auch der Andrang, der da herrschte. Und was für Gestalten sich da auf den Weg gemacht hatten......uns war keine Minute langweilig, weil es immer etwas zu sehen gab. Da gab es die Mutigen, die mit kurzen Ärmeln anrückten, weil ja draußen jetzt noch die Sonne schien – in der Pause rannten sie zu ihren Autos und holten die alten, gammeligen Wolldecken raus. Dann die, die schon immer auf Open-Airs gehen – mit Sofadecken in allen erdenklichen Farben und Sitzkissen von der Terrasse. Und die Vernünftigen, die schon mal den dicken Mantel überm Arm hängen hatten.

 

Die Stuhlreihen und Teile der Bühne waren von einem großen Zeltdach überdacht. Da aber rundum nicht zu gemacht werden konnte, hatte man zwar einen schönen Blick auf den Park, aber es war  schon etwas zugig hier. Dass alles auch noch in der Nähe des Mains und in einer schönen, weitläufigen Aue lag, machte es auch nicht wärmer. Doch es war frisch geworden und wir waren dankbar für die dicken Mäntel.

 

Die Vorstellung begann dann mit einer Kinovorführung 1952 in Buenos Aires. „Carlos, oh Carlos“ hörte man eine Frauenstimme seufzen und das Licht flackerte, als würde ein Film vorgeführt. Plötzlich wurde der Film unterbrochen und dem entsetzten Volk wurde mitgeteilt, dass Eva Peron um 20.25 Uhr verstorben sei.

 

Diese Szene ging dann gleich nahtlos in die Beerdigung von Evita über. Ein weißer Sarg wurde auf die Bühne gerollt und die trauernden Leute zogen an dem Sarg vorbei. Durch den Kreis, den sie bildeten, schien es eine unendliche Menschenkette zu sein.

Hier taucht dann auch gleich schon mal Che (Ernesto Che Guevara) auf – Sascha Krebs –, der spöttisch die Scheinheiligkeit von Evita entlarvt, aber die Liebe des Volkes zu „ihrem Engel der Armen“ ist größer.

 

Die Figur Che hatte mit der richtigen Eva Peron keine Berührungspunkte. Man weiß auch nicht, ob sich die Beiden jemals getroffen haben. Beide waren aber charismatische Personen und sind heute noch Mythen, die allerdings sehr verschiedene Meinungen vertraten.

Che steht für Selbstlosigkeit, Verachtung des Materiellen und Hingabe an die Gemeinschaft (den idealen Kommunismus).

Evita war für ihr Volk die Advokatin der „Hemdlosen“, der armen, rechtlosen Arbeiterklasse. Sie tat viel für ihr Volks – aber noch mehr für sich. Der Weg vom armen Mädchen nach oben hatte sie hart und rücksichtslos werden lassen – aber durch ihr Charisma und ihren Charme konnte sie das gut verstecken. Und Juan Peron setzte sie ohne Zögern für seine Zwecke ein.

Die Figur des Che setzt Webber in seinem Musical dazu ein, der Ikone Evita einen Spiegel vorzuhalten. Er soll ihre scheinbare Vollkommenheit in Frage stellen – und tut das auch!

 

Noch während die Bevölkerung um den Sarg prozessiert, hört man die Stimme Evitas – Simone Kerchner - aus dem Publikum: „Wein nicht um mich, Argentinien“. Und da taucht sie dann auch tatsächlich auf und geht auf die Bühne.

 

Dort angekommen, nimmt ihr Che den Mantel ab und man erkennt die ganz junge Eva, die auf ihrem Dorf den großen Magaldi – Michael Bergmann -, einen Tangosänger, kennen lernt. Der singt in triefendem Schmelz: „Diese Nacht ist so sternenklar...“ Eva ist gerade mal 15 Jahre alt, hat schöne dunkle Haare und ein kindliches, rotes Kleid an. Sie bittet Magaldi, sie mit nach Buenos Aires zu nehmen („Ich glaub es noch kaum“). Der versucht zwar, sie vor der Großstadt zu warnen („Eva geh nicht in die Großstadt“), aber Evas Familie hat schon den Koffer gepackt und sie zum Bahnhof gebracht, damit sie ihrer großen Liebe folgen kann.

 

Buenos Aires 1935 – die Stadt tanzt Tango und Eva tanzt mit – „Buenos Aires“

 

Eva beginnt ihre „Karriere“. Sehr eindrucksvoll wird uns das hier dargestellt. Zuerst sieht man eine Tür, aus der Magaldi herauskommt. Er wird auf der Straße von Che in Empfang genommen, die hier den Dreck der Großstadt zusammenfegt.

Tschüß dann und danke“ hört man Eva sagen – Sie hat Magaldi benutzt und braucht ihn nun nicht mehr. Sie will ihre Schauspielkarriere in Gang bringen und dazu ist ihr jedes Mittel recht. Die Männer, die durch die Tür kommen, werden immer wohlhabender und Evas Dessous immer üppiger. Che empfängt sie alle auf der Straße und macht ihnen unmissverständlich klar, dass sie gerade benutzt wurden und nun überflüssig sind (..tschüß dann und danke mein Lieber. Trag dich noch schnell in ihr Gästebuch ein......)

Eva wird immer bekannter und hat nun schon eine Karriere beim Rundfunk begonnen.

 

Szenenwechsel – Man sieht fünf Militärs, die auf der Bühne das schöne Spiel „Die Reise nach Jerusalem“ spielen. „Das Handwerk des Möglichen“ singen sie dazu und immer muss einer gehen. Zum Schluss ist dann noch einer übrig – Juan Peron – Ralph Dillmann. Und schon ertönt im Hintergrund die Stimme des Volkes: „Peron! Peron!“

 

Januar 1944 – schweres Erdbeben in Argentinien. Bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung treffen Eva Duarte, die inzwischen bekannte Schauspielerin, und Juan Peron, der politische Hoffnungsträger aufeinander. Eva, inzwischen gut gekleidet und mit roten Haaren, macht Peron gleich unmissverständlich klar: „Ich wäre wirklich gut für dich“. Das Schicksal hat sie zusammengeführt und Eva wird dafür sorgen, dass es sie nie mehr trennen wird!

 

In Perons Wohnung trifft sie die Geliebte von Peron und macht ihr schnell klar, dass sie zu gehen hat. Perons Geliebte – Christiane Schneidt – singt das traurige Lied: „Ich nehm den Koffer wieder in die Hand“.  Sie wird dabei von Che und Peron unterstützt, die als Chor singen: „Nimm den Koffer wieder in die Hand. Nimm die Bilder wieder von der Wand. Es ist sicher alles nicht so schlimm. .....Frag danach nie mehr.“ Schön traurig – dann geht sie. Eva hat gewonnen.

 

Szenenwechsel – Die argentinische Aristokratie erscheint und äußert sich gegen die Verbindung mit Peron. Auch das Militär ist gegen diese Verbindung. In einem Lied, aber räumlich immer getrennt, singen sie „Fort mit dem Weib!“

 

Eva überzeugt ihren Peron, dass er gut fährt, wenn er das tut, was sie ihm rät. Er soll sich dem Volk gegenüber noch zurückhalten – rät sie.

Derweil überzeugt sie die „Hemdlosen“, dass die Liebe von Peron zu ihr auch gleichzeitig die Liebe zu den Arbeitern bedeutet. Sie tut das so überzeugend, dass das Volk begeistert ruft: „Wach auf Argentinien!“  Immer wieder von der überzeugenden Rede Evitas unterbrochen, marschiert das Volk für Peron. Che, der noch versucht dem Volks die Augen zu öffnen, wird von der Geheimpolizei beseitigt.

Ein ganz starkes Lied dieses „Wach auf Argentinien!“. Man wird hier stark an Les Miserables oder Martin Guerre erinnert – harter Rhythmus unterbrochen von Evitas Reden. Doch, ganz stark – und damit wurden wir dann auch in die Pause geschickt.

 

 

 

- Pause –

 

 

 

Inzwischen war es dunkel geworden – und noch kälter. Die Decken wurden aus den Autos geholt und Alkohol musste zum Aufwärmen auch sein, aber nicht bei uns. Wir begnügen uns immer mit „Leute beobachten“. Das ist ein netter Zeitvertrieb und nie langweilig.

 

 

 

Nach der Pause ging es dann auf dem Balkon der Casa Rosada weiter. Der neue Präsident von Argentinien, Peron, hält eine Rede an sein Volk. Aber das Volks will ihn gar nicht sehen, sondern verlangt nach Evita.

In dem bekannten weißen Ballkleid tritt auch die nun blonde Evita Peron auf den Balkon und versichert ihrem Volk, dass sie auch in Seide und Samt noch eine von ihnen ist. Sie tut das alles ja „nur“ für ihr Volk. „Wein nicht um mich, Argentinien“, dieses so bekannte Lied klingt nun plötzlich ganz anders, wenn man es in dem richtigen Zusammenhang hört.

Ich will gar nicht sagen, dass es das beste war, das ich bisher gehört hatte, aber der Ausdruck kam auf diese Art anders rüber und es klang einfach glaubwürdig. Da steht Evita in weißer Seide mit Juwelen und unten steht das Volk mit den abgewetzten Kleidern – und doch sind sie überzeugt, dass nur diese Frau ihnen helfen wird. Was muss diese Frau für ein Charisma gehabt haben, dass sie die Leute so überzeugen konnte.

 

Che ist aber auch wieder zur Stelle und hält auch gleich wieder der gefeierten Evita den Spiegel vor. Sie sei mit ihren 26 Jahren am Ziel ihrer Wünsche. Was bliebe ihr denn nun noch? So jung und kein Ziel mehr vor Augen! Sie ist davon überzeugt, dass niemand anders ihre Rolle so überzeugend spielen könne, wie nur sie selbst. – „Jung, schön und geliebt.“.

Dieses Lied ist ein weiteres Highlight in dem Musical. Ich wusste gar nicht, dass soo viele bekannte Lieder aus diesem Stück sind.

 

Dann wird Eva für die bevorstehende Europareise eingekleidet. Ihr eigener Hofstaat erscheint mit der neuesten Mode (der Designer erinnerte ‚so was von’ an Mooshammer J), der neuesten Frisur (stockschwul der Frisör mit rosa Seidenhöschen) und noch weiteren „schrägen“ Ausstattern. „Ein heller Stern“ wurde auf der Bühne geboren und begab sich auch gleich auf die Reise,  die „Rainbow Tour“ quer durch Europa. Evita als Regenbogen zwischen den Ländern.

 

Begleitet von ihrem Hofstaat sah man nun Evita, wie sie durch Europa tourte. „Die Regenbogen-Tour“ führte zuerst nach Spanien, wo sie von Franco als „goldene Madonna“ empfangen wurde. In Italien ließ der Jubel dann schon nach und sie wird als Hure bezeichnet, aber „Il Capitano“ überzeugte sie: „So was kommt schon mal vor.“. In Frankreich bereitete ihr General De Gaulle einen kühlen Empfang, aber er empfing sie immerhin noch. Großbritannien und der Buckingham Palace versagen ihr den Empfang im Palast – sie reist enttäuscht und schon gesundheitlich angegriffen nach Argentinien zurück.

Wieder dient Che als Erzähler und er begleitet auch die Tour – mit zynischen Worten.

 

Zu Hause in Argentinien gründet Evita Stiftungen, mit denen sie den Armen helfen will. Sie nimmt dazu Geld für die Stiftung einfach den Reichen ab: „Ich spiel meine Rolle nicht wie es euch gefällt“. Das wird auf der Bühne schön drastisch dargestellt. Da wird eine große Kiste geöffnet und den Aristokraten alles abgenommen, was sie am Leibe tragen und was von Wert ist.

Schön zu beobachten war dabei Jeanne-Marie Nigl, die als dicke Aristokratin einen großen Ring am Finger trug, den aber nicht gleich abnehmen konnte. Mit Entsetzen in den Augen zerrt sie an dem Ring. Als dann der Deckel der Kiste geschlossen wird, hat sie den Ring noch am Finger. Schnell versteckt sie ihn und freut sich diebisch darüber.

 

Che, der die ganze Zeit als Guerilla-Kämpfer gekleidet ist und sich immer von den anderen Darstellern auf der Bühne abhebt, steht nun auf dem Balkon und verteilt die Spendengelder in Form von Losen an die Armen – aber nicht ohne sarkastisch zu sein. „Spendengelder fließen“ – aber eben nicht nur an die Armen, sondern auch auf Konten in die Schweiz.

 

Eva wird vom Volk verehrt. Ein Mädchenchor singt von „Santa Evita“. Sie ist am Ziel. Sie wird verehrt, angebetet und geliebt.

 

Aber schon ist Che wieder zur Stelle und hält ihr (nur bildlich gesprochen) einen Spiegel vor. Bei einem fiktiven Treffen diskutieren Eva und Che zynisch über die Spielregeln von Macht und Kampf. Der „Walzer für Eva und Che“ ist eines der schwierigsten Stücke. Eva und Che tanzen Walzer, aber auch Tango und andere Rhythmen – aber sie singen auch und streiten. Der ganze Tanz wirkt eigentlich mehr wie ein Kampf zwischen gleichwertigen Gegnern. Aber es wird auch klar, dass die körperlichen Kräfte von Evita nachlassen.

 

Das Militär ist gegen die Machteinflüsse von Eva. Peron verteidigt Eva und lobt ihre Verdienste – „Wie ein Diamant“. Che verhöhnt den desolaten Zustand des Landes. Die Offiziere erkennen, dass Peron nur mit Eva so mächtig ist – aber beim Militär hat er diese Macht nicht mehr.

 

Eva will nun Vizepräsidentin des Landes werden. Sie versucht Peron davon zu überzeugen. Er zögert noch, weil er der Meinung ist, dass ihr kleiner Körper das nicht mehr aushalten wird. Als sie ihn trotzdem fast überzeugt hat, dass sie kandidieren wird, bricht sie entkräftet zusammen.

Eva Peron hatte Gebärmutterkrebs. Sie wurde in Amerika operiert, wurde aber trotzdem immer schwächer und starb schließlich auch an der Krankheit.

 

Todkrank hält sie nochmals eine Radiorede an „ihr“ Volk. Sie informiert die Bevölkerung über ihren Rückzug, fordert aber gleichzeitig zur bedingungslosen Unterstützung ihres Mannes auf. Ihre Stimme zittert unter Tränen, die Stimme bricht, aber sie hält bis zum Schluss durch – „Wein nicht um mich, Argentinien“ – eine stimmungsvolle Reprise.

Und das Volk jubelt ihr noch einmal zu und feiert „El Santa Evita“. Che spottet darüber und verkündet: „Die Königin kommt nie zurück!“

 

Die todkranke Eva sitzt in ihrem Zimmer und lässt die wichtigsten Stationen ihres Lebens noch einmal vorbeiziehen - „Rückblick“. Sie sieht ein, dass sie einfach zu schnell gelebt hat.

 

1952 - Auf dem Totenbett klagt sie noch einmal über ihre viel zu kurze Zeit. Sie wollte noch so viel für ihr Volk tun – „Wehklage“. Am Totenbett hat sich ihre Familie und Peron eingefunden – Evita stirbt im Alter von 33 Jahren.

Che klärt das Publikum noch darüber auf, dass ihr Grabmal nicht vollendet wurde und ihr Sarg für 17 Jahre verschollen war.......

 

Die Bühne wird abgedunkelt und das Stück ist vorbei. Ein sehr trauriger, nachdenklicher Schluss. Es dauert auch eine ganze Weile, ehe das Publikum realisiert, dass das Stück zu Ende ist – aber dann beginnt tosender Applaus für die wirklich sehr guten Darsteller.

 

 

 

Magaldi (Michael Bergmann), Che (Sascha Krebs), Evita (Simone Kerchner) , Peron (Ralph Dillmann) und Ensemble

 

 

Wir waren auch mehr als überrascht von der Qualität der Aufführung. Für nur sieben Vorstellungen war hier ein wirklich gutes Stück entwickelt worden.

 

Simone Kerchner meisterte ihre Rolle mit Bravour. Die Rolle ist so umfassend, dass wirklich alles von der Darstellerin gefordert wird. Sie muss ein junges Mädchen, eine rücksichtslose Streberin und eine todkranke Frau darstellen können – und das alles in ganz kurzer Folge. Da sie ja auch fast ständig auf der Bühne ist, bleibt gerade mal die Zeit zum umziehen – auf die neue Situation kann man sich so schnell eigentlich gar nicht einstellen.

 

Sascha Krebs war ebenfalls sehr überzeugend. Auch er bewegt sich ständig auf der Bühne. Er hat allerdings den Vorteil, dass er nur geringfügige Garderobenwechsel vornehmen muss. Und seine Rolle bleibt im Grunde ja die gleiche – obwohl auch er sich den veränderten Stationen im Lebensweg der Evita anpasst. Er erscheint als Kellner, als Straßenfeger und immer wieder als Rebell  inmitten des Volkes.

Die verschiedenen Klangfarben seiner Stimme kann er in diesem Stück sehr gut einsetzen. Da ist die ganz leise Stimme, die beschwörend auf Evita einwirkt oder sie vor Fehlern zu warnen versucht. Da ist die Stimme des Erzählers, der den roten Faden der Geschichte weiterspinnt. Und da ist die Stimme des Rebellen, der versucht mit lautem Organ über allen anderen auf Missstände und Fehler hinzuweisen.

 

Jeanne-Marie Nigl muss man auch noch einmal besonders hervorheben. Sie spielte eigentlich alle möglichen Rollen, aber immer mit aller Hingabe und herausragender Stimme. Sie erscheint als Mutter von Evita, die glücklich darüber ist, dass die Tochter den Weg in die große Stadt findet. Sie ist versnobte Aristokratin, die sich mit Hermelin und Juwelen über die sozialen Missstände aufregt. Und immer wieder erscheint sie als „Volk“ und fällt uns trotzdem immer wieder auf, weil sie einfach mit so viel Hingabe und Einsatz ihre Rollen spielt, ohne sich dabei in den Vordergrund zu spielen.

 

Das gesamte Ensemble war wirklich sehr gut und deshalb möchte ich auch sonst niemanden mehr besonders herausheben. Wir haben zwei wunderschöne Abende erlebe – auch wenn wir am Ende der Vorstellung doch sehr durchgefroren waren. Aber  geblieben ist nur eine schöne Erinnerung.....

 

 

 

 

 

Hesseldorf, 15.09.2002 – G.K.

 

 

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