E V I T A

 

Ein Musical nach der Lebensgeschichte von Eva Perón

 

Hanau, Amphitheater am Schloss Philippsruhe

05. und 07. August 2004

 

       EVITA

 

 

Das Stück beginnt in einem Kino in Buenos Aires 1952, in dem ein sehr schmalziger Film läuft. Junge Leute schmachten die Leinwand an und mitten unter ihnen sitzt einer der Hauptdarsteller: Che (Matthias Dressel). Plötzlich wird der Film unterbrochen und dem Publikum wird mitgeteilt, dass Eva Peron um 20.25 Uhr verstorben ist. Die Leute sind entsetzt und weinen – Requiem für Evita.

 

          

   Musik: Andrew Lloyd Webber

     Buch und Lyrics: Tim Rice

 

 

         Erstaufführung 1978

 

 

 

 

 

           September 2002

 

              August 2004

Die Trauermusik geht in ein Protestlied über, dass Che singt – Was für ein Zirkus. Er klagt an, dass Evita nur ihren eigenen Vorteil gesehen habe und rücksichtslos vorgegangen sei. „Das Volk war Kulisse für ihre Schau.“ Währendessen wandern zahllose Menschen am Sarg von Evita vorbei und zeigen ihre Trauer und ihre Verehrung.

 

Dann erklingt „Wein nicht um mich, Argentinien“ und auf der Bühne steht eine junge Frau, die das Lied auch zu singen scheint, aber aus den hinteren Reihen des Publikums kommt eine Frau im Mantel mit Kapuze auf die Bühne. Als sie näher kommt bemerkt man, dass eigentlich sie singt.

 

 

Auf der Bühne angekommen, hilft ihr Che aus dem Mantel und man erkennt, die junge Eva Duarte (Simone Kerchner). In einer Rückblende werden wir nun ihr Leben miterleben, wie aus dem Kind aus der unteren Klasse die einflussreichste Frau in Argentinien, Evita Peron, wird. Zu diesem Zeitpunkt ist Eva gerade mal 15 Jahre alt und hat noch dunkle Haare.

 

 

In dem kleinen argentinischen Dorf gastiert der berühmte Tango-Sänger Magaldi (Christian Schöne). Eva sieht in ihm ihre Chance aus den Dorf zu entkommen – sie gibt sich ihm hin und erwartet, dass er sie dafür mitnimmt in die Großstadt – Im Dorf.

 

Während der Szene, die in einem kleinen Gasthaus spielt, taucht Che als Kellner und Erzähler auf. Es scheint als hätte er auch am Fortgang der Geschichte  seine Finger im Spiel, was aber gar nicht sein kann, weil sich Che und Evita im wirklichen Leben nicht begegnet sind.

 

 

Bei den Vorstellungen im Jahr 2002 hatten wir ja Sascha Krebs als Che und waren restlos begeistert von seiner Art der Darstellung und auch von seiner Stimme. Matthias Dressel hatte also von vornherein einen sehr schweren Stand bei uns. Aber ich muss sagen, dass er mir auch sehr gut gefallen hat. Seine Stimme klang etwas weicher und er hat auch bestimmte Szenen etwas anders dargestellt, aber insgesamt fand ich ihn wirklich sehr gut – besonders gut fand ich ihn in den Tanzszenen (später in der Geschichte). Wie man mit diesen schweren Schuhen so elegant tanzen kann und dabei nicht mal die Füße der Partnerin trifft, ist schon erstaunlich J.

 

Magaldi schmettert seine schmalzige Hymne – Diese Nacht ist so sternenklar. Er bricht die Herzen aller Frauen, aber besonders das von Evita. Sie will ihm unbedingt in die Hauptstadt folgen – Ich glaube es noch kaum. Magaldi will Eva zwar nicht mitnehmen, aber die folgt ihm trotzdem nach Buenos Aires – Eva, geh nicht in die Großstadt. Sie ist von der Großstadt fasziniert und findet einen Weg, hier zu überleben – Buenos Aires.

 

Das Bühnenbild zeigt uns eine Tür, vor der Che mit den großen Besen fegt. Durch diese Tür kommen nach und nach die Männer, die Eva „abgelegt“ hat. Zwar werden die Männer immer hochrangiger, aber ob das letztlich dem Ruf gut tut? Che wagt das zu bezweifeln. Er verabschiedet alle Männer vor der Tür mit den Worten Tschüss dann und danke mein Lieber…. Eva hat ihren Weg gemacht und ist Rundfunkreporterin geworden.

 

Das Land Argentinien bereitet sich auf die Wahlen vor. Die Militärs „verlosen“ den Posten des Führers. Uns wird das sehr schön anhand eines Kinderspiels dargestellt – die Reise nach Jerusalem – Das Handwerk des Möglichen. Es wird vom Geheimdienst immer ein Stuhl mehr entfernt. Am Ende ist einer übrig: General Peron (Rüdiger Schade).

 

 

Als er nach dem großen Erdbeben während einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu seinem Volk spricht, lernt er Eva Duarte kennen, die als Rundfunkreporterin auch anwesend ist - Wohltätigkeitskonzert. Eva ist auf der Leiter nach oben geklettert und trägt schon elegante Kleidung und verteilt Autogramme. Als sie Peron begegnet, wittert sie sofort ihre Chance. Er ist ihr sehr zugetan und so werden die Beiden ein Paar – „Dieses Treffen war nicht eingeplant“ – Ich wäre wirklich sehr gut für dich. Che beobachtet sehr kritisch und ahnt Schlimmes.

 

 

Im Schlafzimmer Perons trifft Eva auf ihre minderjährige Vorgängerin (Christiane Schneidt), die sie allerdings kurzerhand rauswirft – Eva und die Geliebte. Das Lied, das diese dann singen darf, ist eines der schönsten im ganzen Stück – vor allem die Texte, die Che und Peron im Refrain immer singen, bringen uns immer wieder zum Grinsen. „Du nimmst die Bilder wieder von der Wand – Du nimmst den Koffer wieder in die Hand.  Das klingt so fies und gemein und dabei sitzen die Beiden ungerührt da.

 

Eva hats geschafft – Peron hat sie geheiratet. Sie spricht nun schon davon, wenn „wir“ an der Macht sind und will ihren Mann natürlich unterstützen. Sie käme ja schließlich aus einer unteren Schicht und wisse, auf was es ihren Leuten ankäme.

 

Bei den einfachen Leuten ist Eva anerkannt und beliebt, obwohl sie inzwischen teure Kleider trägt, aber bei den Aristokraten und beim Militär  hat sie keine Chance. Sie erkennen die Hure hinter der Fassade und wollen sie nicht haben – Fort mit dem Weib.

 

Das Volk von Argentinien, die „hemdlosen“ Descamisados, stehen hinter Evita und Peron und überstimmen die Aristokraten mit dem lauten Ruf: „Wach auf, Argentinien“.

 

Der zweite Akt beginnt vor dem Haus der Perons, der Casa Rosada. Peron spricht zu seinem Volk und verspricht, dass er ihnen helfen will – Peron auf dem Balkon. Aber erst als Evita mit ihrem feinen weißen Abendkleid auf den Balkon tritt, brandet Jubel auf. Sie singt nun das Wein nicht um mich, Argentinien.

 

 

In dieser Kulisse und in passenden Zusammenhang wirkt dieses Lied einfach besser, als wenn es nur so auf der Bühne gesungen wird. Simone Kerchner singt dieses Lied auch sehr gut und sie macht auch die so typischen Handbewegungen dazu, die man von den Fotos der echten Evita kennt.

 

Che fragt Evita, was sie denn vom Leben noch zu erwarten habe, denn schließlich hätte sie doch schon alles erreicht, was man mit 22 Jahren erreichen könne – Jung, schön und geliebt. Evita ist von sich überzeugt und glaubt, dass keine ihre Stelle besser ausfüllen kann als sie selbst.  Sie erkennt den Spiegel nicht, den ihr Che vorhält.

 

 

 

Sie bereitet sich darauf vor, ihr Land auf der Europa-Tour zu repräsentieren. Sie lässt sich aufs beste einkleiden und ist davon überzeugt, dass sie wie ein heller Stern leuchten wird.

 

Die Regenbogen-Tour durch viele europäische Länder kann beginnen. Mit viel Pomp wird Evita als goldene Madonna in Spanien empfangen. General Franco ist von ihr begeistert. Etwas weniger freundlich wird sie dann in Italien empfangen. Sie hört die Rufe: „Hure“, aber Mussolini tröstet sie. Das sei nicht schlimm, er sei ja schließlich auch kein Kapitän und man nenne ihn trotzdem so. In Frankreich ist der Empfang sehr kühl und Evita fühlt sich auch gar nicht gut. Nach England will sie schon gar nicht fahren, weil der König sie nicht empfangen will und etwas anderes als Buckingham Palace kommt für sie nicht in Frage. Sie fährt wütend wieder nach Hause.

 

 

Zurück in Argentinien wird den Aristokraten klar, dass sie von Evita nur ausgenommen werden– Ich spiele meine Rolle nicht wie’s euch gefällt. Die Spendengelder werden zwar kassiert, aber nicht an die Armen weitergegeben – Spendengelder fließen. Che grinst sich eins und zeigt dem Publikum, wie Evita ihr Geld in die Schweiz schafft – als Juwelen.

 

Noch immer wird Evita vom Volk verehrt, inzwischen schon wie eine Heilige. Die Kinder singen Santa Evita und das Volk trägt kleine Altäre mit ihrem Bild herum.

 

Wieder ist es Che, der Evita darauf aufmerksam zu machen versucht, dass es so nicht weitergehen kann. Beide tanzen einen Walzer, der eigentlich mehr eine Diskussion zwischen den Beiden ist, aber die ganze Situation widerspiegelt – Walzer für Eva und Che.

Mich beeindruckt dieses Lied sehr und auch jetzt habe ich gleich wieder diese Melodie im Ohr. Che und Evita tanzen und eigentlich müsste Evita doch verstehen, was Che ihr sagen will. Sie ist krank und kann nicht mehr kämpfen, aber das will sie noch nicht einsehen.

 

Das Militär ist nicht bereit, sich weiterhin von Evita etwas sagen zu lassen. Peron steht zwar hinter seiner Frau, aber das wird ihn den Posten des Präsidenten kosten, wenn er seine Einstellung nicht ändert. Eva ist die Basis für Perons Macht, aber nicht für die Macht des Militärs – Wie ein Diamant.

 

Zuhause macht ihm Evita unterdessen klar, dass sie nun Vizepräsidenten werden will, um die Macht Perons zu stützen. Wenn das nicht auf normalen Wege möglich ist, dann wird es halt eine fingierte Wahl geben müssen – Dolche blitzen. Peron weiß wie krank seine Frau ist und versucht ihr das auszureden – da bricht Evita zusammen.

 

Sie kann nicht mehr, ist mit ihrer Kraft am Ende, muss gepflegt werden, aber sie rafft sich ein letztes Mal zusammen und hält eine ergreifende Ansprache im Rundfunk – Wein nicht um mich, Argentinien. Sie legt alle ihre Ämter nieder und verabschiedet sich von „ihrem“ Volk.

 

Ihr Leben läuft wie im Zeitraffer noch einmal ab – Magaldi, der Tangosänger – das erste Treffen mit Peron – die Regenbogentour – Rückblick.

 

Ihre Mutter, der Bruder und Peron nehmen an ihrem Bett Abschied. Sie hat erkannt, dass sie zu schnell gelebt hat und nun den Tribut dafür zu zahlen hat. Noch einmal bittet sie alle um Vergebung – und stirbt – Wehklage.

 

Che erzählt uns, dass Evita Peron gestorben ist und dass ihr Volk für ein Grabmal gesammelt hat, das leider nie zu Ende gebaut wurde. Der einbalsamierte Leichnam von Evita wurde außer Landes gebracht und erst 17 Jahre später wieder zurückgeholt und in Argentinien bestattet.

 

Traurig geht dieses Stück zu Ende. Alles ist dunkel, nur Che steht in einem matten Licht. Auf dem Bett die liegt die tote Evita. Die Familie weint und das Volk weint.

 

 

 

Hesseldorf, 12.08.2004 – G.K.

 

 

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