Gudrun
Kauck: Wolfgang Hohlbein, Tochter der Himmelsscheibe, Autorenlesung, Bad Soden
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18 Fragen an Wolfgang Hohlbein - und 18 sehr ausführliche Antworten von Wolfgang Hohlbein J - nach der Autorenlesung in Bad Soden am 31. Mai 2005 |
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So, es haben ja fast
alle durchgehalten. Falls Sie jetzt noch Fragen haben zu dem Roman, stehe ich
gerne noch zur Verfügung. (allgemeines Schweigen – verlegenes Hüsteln) In
der ersten Minute traut sich immer keiner zu fragen. |
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1. Sie
haben so viele phantastische Bücher geschrieben, warum wurde noch keines
verfilmt? Hohlbein: Das hab ich mich auch schon gefragt. Also einer der Gründe bin
ich selber, weil ich bisher immer, und dabei bleib ich auch, darauf bestanden
habe, ein gewisses
Mitspracherecht bei den Filmen erhalte. Ich würde nicht soweit gehen,
dass ich sage, ihr dürft machen, was ihr wollt. Einige konkrete Projekte sind
daran schon gescheitert, weil sich Regisseure und Produzenten nichts
Schlimmeres vorstellen können als Autoren, die da rumsitzen und meckern, weil
der Held plötzlich ein grünes
Hemd an hat anstatt ein blaues. Soweit will ich’s gar nicht treiben. Ich
wollte eben nur die Kontrolle
behalten über …… dass die ganzen Katastrophen, die wir schon mal erlebt haben
im Fernsehen oder auf der Kinoleinwand, nicht passieren. Ein anderer Grund
war bis vor ganz wenigen Jahren oder Monaten eigentlich, dass gerade die
Geschichten, die ich schreibe, doch meistens sehr aufwändig sind, sehr große
……. Und dadurch sehr teuer, weil wir sehr große Tricksequenzen benötigt
hätten. Das hat sich jetzt in den letzten zwei, drei Jahren eigentlich
geändert und im Moment gibt es auch wieder ganz, ganz ernsthafte Bestrebungen
eine Geschichte zu verfilmen. Ich hab vor fünf Jahren schon mal ganz stolz
erzählt, wir drehen das-und-das-Buch und im nächsten April fangen wir an zu
drehen – ich hab vergessen zu erwähnen in welchem April. Deswegen werde ich
jetzt nichts sagen, wobei es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit
in den nächsten zwei Jahren ein Verfilmung gibt. |
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2. Wie
lange schreiben Sie an einem Buch, z.B. „Die Tochter der Himmelsscheibe“? Hohlbein: Das kann ich so gar nicht beantworten. Also ich habe das
Glück, wenn eine Geschichte gut läuft, dass ich sehr schnell schreibe. Ich
schätze mal, reine Schreibzeit habe ich nicht länger als drei Monate
gebraucht, um das Buch zu schreiben. Aber das ist natürlich nicht alles. Es
sind vorher und auch währenddessen immer wieder Zeiten gewesen, in denen ich
recherchieren musste. Ich bin auch mehrmals in Halle im Museum gewesen, hab
mir die Schreibe genau angeschaut und mich in der Gegend ein bisschen kundig
gemacht, obwohl das natürlich eigentlich sinnlos war, denn heute sieht es
dort garantiert anders aus als vor 3600 Jahren. Aber das gehört einfach dazu,
um sich so ein bisschen in die Geschichte einzufinden. Von der Idee bis zu
dem Zeitpunkt wo ich das Buch dem Verlag übergeben habe, sind schon 1 ½ Jahre
vergangen, aber es ist nicht so, dass ich nun diese ganzen 1 ½ Jahre gezielt
und konzentriert an dem Buch gearbeitet hätte |
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3. Schreiben
Sie alleine oder hilft Ihnen jemand? Hohlbein: Unterschiedlich – ich habe einige Bücher zusammen mit meiner
Frau geschrieben und einige andere Bücher auch mit anderen Autoren, aber die
allermeisten habe ich schon allein verfasst. Es kommt immer noch darauf an,
wie Sie das Wort ‚Hilfe’ definieren, wenn ich natürlich abends mit nem
Kollegen oder mit nem Freund da sitze und drüber rede oder er mir auch Dinge
erzählt – oder es kommt auch vor, dass ich mal jemanden ins Museum schicke,
um für mich dort zu recherchieren. Das kommt natürlich immer wieder mal vor.
Den kreativen Teil der Arbeit mach ich natürlich allein. Es ist auch so, wenn
ich z.B. Bücher zusammen mit meiner Frau schreibe, dass ich da auch alleine
schreibe, aber dass wir zwischendurch sehr, sehr viel über die Geschichte
reden – nicht nur über das, was schon geschrieben ist, sondern auch wie’s
weitergehen könnte, dass wir unsere Ideen zusammenwerfen. |
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4. Wenn
sie so viel schreiben, kommen Sie eigentlich noch selbst zum Lesen? Hohlbein: Doch, ich lese eigentlich sehr viel. Ich lese nach wie vor
sehr, sehr viel – obwohl, nicht so viel, wie ich eigentlich möchte, klar. Im
Grunde lese ich sogar mehr als früher. Das sieht jetzt auch so furchtbar viel
aus, wenn man sieht, dass ich so um die 150 Titel veröffentlich habe. Es
erschlägt mich manchmal selber, wenn ich so an meinem Regal vorbeilaufe, in
dem meine Bücher drin stehen. Aber man darf nicht vergessen, dass das alles
in über 20 Jahren passiert ist. Es gibt leider nur wenige Autoren, die das
Glück haben, vom Schreiben leben zu können. Die allermeisten haben noch einen
anderen Beruf, sind Journalisten oder auch Autoschlosser, und haben natürlich
nicht annähernd so viel Zeit und Muße wie ich. Also ich habe mir nie die Mühe
gemacht meine Arbeitszeit aufzuschreiben. Es gibt sicherlich Tage oder auch
Wochen in denen ich 12 oder 14
Stunden am Tag arbeite und das 7
Tage die Woche, aber dazwischen sind dann auch Tage und Wochen, in denen ich
gar nichts mache. Ich glaube übers Jahr gesehen, werde ich nicht mehr
arbeiten als ein normaler Mensch, der ins Büro geht oder in die Werkstatt. |
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5. Welches
Buch ist Ihnen das liebste? Hohlbein: Von meinen selbstverfassten meinen Sie jetzt? Das ist nach wie
vor der Roman „Hagen von Tronje“. Ich persönlich halte ihn für meinen besten
und das sagen die zwölf Leute, die ihn gelesen haben auch. Zuschauer: Dreizehn Hohlbein: Es ist tatsächlich eines meiner weniger erfolgreichen Bücher.
Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht am Thema? – ich weiß es nicht,
keine Ahnung. Also, wer ihn gelesen hat, dem gefällt er auch, vorausgesetzt
er mag meine Bücher, natürlich. Man kann nur kräftig Reklame dafür machen. Es
gibt aber nur sehr, sehr wenige Leute, die das Buch überhaupt kennen.
Vielleicht liegt es tatsächlich ein bisschen am Thema. Es war gar nicht mal
meine Idee, es war ein Vorschlag des Verlages einmal eine
Nibelungen-Geschichte zu schreiben. Meine aller erste Reaktion war eigentlich
auch: „Um Gottes Willen. Lasst mich bloß damit in Ruhe – hat man mich in der
Schule genug mit gequält.“ Aber irgendwie habe ich dann doch Spaß an dem
Thema gefunden und kam dann…… - eigentlich ne ganz nette Episode - ich hatte
eigentlich schon „nein“ gesagt und wie’s der Zufall will, wenn es so etwas
wie Zufall gibt, lief genau in dieser Woche ein eigentlich ganz schrecklicher
Film im Fernsehen aus den 50er Jahren, so ein Zweiteiler über die Nibelungen.
Man konnte den Pappdrachen sehen und die Kräne, die ihn gehalten haben, und
der einzige Schauspieler in diesem Machwerk, der den Namen verdient, das war
Wolfgang (heißt der nicht Siegfried??) Wischnevsky,
den kennen vielleicht die etwas älteren hier noch, er spielte eben den Hagen.
Und da kam ich auf die Idee die Geschichte aus der Sicht des vermeintlichen
Bösen mal zu schreiben. Das hat mir so einen Spaß gemacht, dass er so ab
Seite 30 gar nicht mehr so böse ist, sondern eigentlich der Held der
Geschichte. |
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6. Wie
schreiben Sie Ihre Romane? Gleich in den Computer oder noch mit Hand? Hohlbein: Das ist unterschiedlich, aber… also mindestens 80% eines
Stückes schreibe ich nach wie vor auf die althergebrachte Methode auf Papier.
Mittlerweile nicht mehr unbedingt auf Papier, es gibt auch sehr gute elektronische Texterfassungs-Systeme,
wo man mit Spezialstift auf PC schreiben kann. Aber so die Tätigkeit des mit
der Hand Schreibens, das ist nach wie vor geblieben und das brauche ich auch.
Wenn ich an der Tastatur sitze bin ich überhaupt nicht gut. Da fallen mir
10.000 Sachen ein, die ich machen könnte, bloß nicht schreiben. Manchmal
diktier ich auch. Am meisten Spaß macht es mir aber und da bin ich auch am
Kreativsten und erstaunlicher Weise auch am schnellsten, wenn ich mit der
Hand schreibe. |
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7. Kann man
Ihre Schrift denn auch lesen? Hohlbein: Ja, ich habe jemanden, der es für mich abtippt und auch hin
und wieder einen Rüffel verpasst, wenn ich zu unleserlich werde. Aber das
habe ich mir inzwischen auch durch den Computer abgewöhnen müssen. Man muss
für die Texterkennung eine relativ klare Handschrift haben. |
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8. Und wie ist
es mit der Rechtschreibung? Hohlbein: Also ich habe nichts gegen die neue deutsche Rechtschreibung.
Ich schreib auch vieles so, habe vieles immer schon so geschrieben. Ich bin
aber nun über 50 und habe in diesem zarten Alter keine Lust mehr, schreiben
neu zu lernen. Dafür gibt’s hochbezahlte Leute in den Verlagen. |
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9.
Schreiben
sie mittlerweile schon wieder an einem neuen Buch? Hohlbein: Ja, ich müsst eigentlich längst fertig sein. Das Buch soll im
September erscheinen. Ich liege sozusagen in den letzten Zügen. |
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10. Wie
sind Sie auf die „Anders-Sage“ gekommen? Hohlbein: Das ist eine ganz witzige Geschichte. Also das ist ungefähr drei
Jahre her, da saß ich mit einem Freund und meinem Verleger in München in
einem Biergarten und wir haben einfach überlegt, was wir als nächstes Buch
machen. Für eine reine Fantasy-Geschichte hatten wir alle keine Lust zu – ich
schon gar nicht. Das einzige was bei diesem feuchtfröhlichen Abend heraus
kam, das war der Entschluss, das nächste Buch muss anders werden. Auf der
Rückfahrt fiel mir ein, dass „anders“ nicht nur ein Wort ist, sondern auch
ein schöner Name und das war alles. Und dann habe ich angefangen zu
schreiben, mit dem einzig festen Vorsatz, mich an keine Regeln zu halten und
ganz bewusst eine wilde Mischung aus Science Fiction, Fantasy, ein bisschen
Horror und die klassische Abenteuergeschichte. Alles, was ich wirklich
wusste, war die Szene: ein eigentlich wohlbehütet aufgewachsener Junge - ein
eingebildeter reicher Schnösel, wenn man so will – wird aus seinem normalen
Leben herausgerissen und in eine Situation geschubbst, aus der er selbst und
ich auch nicht wusste, wie er wieder herauskommen sollte. Ich hab dann
einfach wild drauf los geschrieben und das ist der Grund, warum das Buch auch
etwas länger geworden ist. Es war keineswegs geplant, vier Bücher draus zu
machen, aber 1900 Seiten bekommt man beim besten Willen nicht mehr zwischen
zwei Buchrücken. Da wurde es dann halt ein Vierteiler. Es ist aber keine
Reihe oder keine Serie, sondern eine durchgehende Geschichte, die nahezu
willkürlich getrennt worden ist. |
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11.
Chronik
der Unsterblichen – da ist das siebte Buch zuletzt erschienen, oder? Hohlbein: Das achte ist gerade erschienen – so vor vier Wochen. Frage: Geht das jetzt noch weiter? Hohlbein: Ja, das geht sicherlich noch weiter – aber so lange nicht.
Irgendwann wird das Rätsel aufgelöst, das hinter dem Ganzen steckt, hinter
der Existenz der Beiden. Es muss also zumindest noch einen Schlussband geben,
wobei ich nicht die geringste Ahnung habe, wie viel. Es war auch überhaupt
nicht als Serie geplant. Es war auch nur als einzelne Geschichte geplant und
ich wollte eigentlich auch nicht mehr schreiben, weil im Grunde hat mir die
Sache mit Vampir und so nie so richtig gefallen. Deshalb habe ich dann
versucht eine Mischung aus Vampirgeschichte, einem historischen Roman und so
ein bisschen das Unheimliche an Sachen zu machen. Und das hat mir dann im
Grunde so einen Spaß gemacht, dass der erste Band im Grunde viel zu lang
geworden ist. Deshalb hat der Verlag ihn geteilt und zwei daraus gemacht. Ich
hab dann im nach hinein so ein Ende hinzugefügt, damit man sie auch
unabhängig voneinander lesen kann. Und dann ist etwas ganz komisches
passiert. Schon nach dem ersten Band gab es begeisterte Zustimmung von Lesern
und Briefe, die wissen wollten wie’s weiter geht. Und ich selbst hab mich
auch so ein bisschen in die beiden Figuren verliebt und es gibt jetzt keinen
Plan wo ich sage, ich mache jetzt jedes Jahr einen oder zwei oder alle zwei
Jahre einen – deshalb erscheinen sie auch so unregelmäßig. Immer wenn ich
glaube eine neue Geschichte zu haben, eine neue Idee zu haben, mache ich
wieder einen Band. Letztendlich so lange es mir Spaß macht und die Leser es
möchten, wird es sicher weitergehen. Ich glaube nicht, dass das eine
Endlos-Serie wird – zwei oder drei Geschichten wüsste ich schon noch. |
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Hohlbein: Eigentlich fast nur nachts. Das ist noch so ein Überbleibsel
von früher, wo ich nur eine kleine Wohnung hatte. Trotzdem aber schon Frau
und Kinder – tagsüber ging es gar nicht. Ich hatte einfach keinen Platz mich
in ruhe hinzusetzen. Mittlerweile ist die Wohnung zwar etwas größer geworden,
aber ich hab mich einfach so dran gewöhnt, abends und meistens noch bis in
die frühen Morgenstunden zu arbeiten, dass ich diesen Rhythmus beibehalten
habe. Für mich persönlich – ich empfinde das immer als sehr angenehm. Ich
habe meine Ruhe, der innere Schweinehund ist nicht so stark, der mir noch
erklären könnte, dass es doch tausend schönere dinge gibt, die ich tun
könnte, und es rufen doch nicht so viele Leute nachts um Zwei an als
nachmittags. Das ist so meine kreativste Zeit. Außer im Urlaub, komischer
Weise, im Urlaub stehe ich meistens um 6 Uhr auf und fange an zu arbeiten. |
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13. Was
ist der Auslöser für ein Buch? Woher kommt die Idee zu einem Buch? Hohlbein: Das kann ich Ihnen jetzt gar nicht mal so sagen. Was jetzt genau
der Auslöser war, das weiß ich nicht. Das ist ohnehin eine der meist
gestellten Fragen, wo meine Ideen so herkommen. Ich wundere mich, dass sie
heute noch keiner gestellt hat, aber ich beantworte sie mal trotzdem. Vieles
ist tatsächlich einfach da. Wie man so schön sagt, fällt einem ein. Manchmal
entsteht es auch aus einem Gespräch oder einer Anregung Dritter hin, oder aus
Szenen, kleinen Geschichten oder Bildern, die ich selbst sehe, aber es gibt
keine richtigen Quellen. Ich kann bei manchen Büchern sagen, wo die Idee
herkommt. Also hier zum Beispiel, aber bei vielen weiß ich einfach nicht mehr
wo die Ideen herkamen. Man kann sich Erklärungen zurechtbasteln und manchmal
mag die auch stimmen, aber sicherlich sind manche Themen auch einfach nur da.
Das ist ja auch ganz seltsam mit der Himmelsscheibe. Die Entdeckung ist ja
inzwischen schon 4 oder 5 Jahre her, und jetzt in diesem Frühjahr sind drei
Bücher darüber rausgekommen. Es hat eben so lange gedauert, bis sich das
rumgesprochen hat. Aber jetzt gerade die Geschichte mit der Himmelsscheibe,
da weiß ich es ganz konkret, dass es in einem Gespräch zwischen meinem
Verleger und mir entstanden. Wir interessieren uns beide so ein bisschen für
Archäologie, was jetzt nicht heißt, dass ich ein Spezialist bin, eher
interessierter Laie. Und wir sprachen über diese Scheibe und kamen dabei auf
die Idee eine Mischung aus historischem Roman zu schreiben, soweit man das
kann – sehr vieles ist über die Zeit damals ja nicht bekannt – wobei
phantastische Einflüsse hier kaum drin sind. Es wird also garantiert wenig
gezaubert, es kommen keine Drachen und Feen vor. Der phantastische Teil sind
vielleicht die beiden Hauptpersonen, Ari und ihre Mutter, die in meiner
Geschichte – das kann ich jetzt ruhig verraten, weil es auf der übernächsten
Seite steht – die beiden letzten Überlebenden einer Kultur sind, die eben
zwanzig Jahre vorher untergegangen ist. Und sie haben sich eben mit ihrem
Wissen und dieser Sonnenscheibe – die aber in diesem ersten Teil der
Geschichte noch keine Scheibe, sondern ein Schwertknauf ist – zu diesem Volk
gerettet und haben gedacht, sie könnten ihnen was Gutes tun mit ihrem
überlegenen Wissen. Das geht aber natürlich gründlich schief. Und das ist
also die Geschichte, das war die Grundidee, die wir hatten – mehr nicht. Und
daraus hat sich der Rest der Geschichte dann entwickelt. Und so arbeite ich
eigentlich fast immer. Ich habe selten mehr als eine wage Idee, manchmal
nicht mal das. Manchmal habe ich nur den Titel und lass mich dann selber
überraschen, was passiert. |
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14. Gab
es auch ein besonderes Ereignis, dass Sie dann „Thirteen“ geschrieben haben? Hohlbein: Naja, das war eben – das mit der Dreizehn. Das sind zwei
Gründe: das ist schon relativ lange her, ich weiß gar nicht mehr wie lange?
Zehn Jahre müssten das schon sein. Es haben sich viele Leser gerade meiner
Jugendbuchreihe beschwert, dass es immer nur Männer oder Jungs als Helden
gibt. Da wir uns, meine Frau und ich, dass wir einmal eine Geschichte mit
einem Mädchen als Hauptperson schreiben wollen. Obwohl, bei den Jugendbüchern
ist das völlig egal, da geht es ja nicht um Geschlechterkampf oder
Emanzipation, deswegen ist das völlig gleich, ob das nun ein zwölfjähriges
Mädchen oder ein zwölfjähriger Junge ist. Und das mit der Dreizehn war mehr
oder weniger Zufall. Wir steigen immer im gleichen Hotel ab, wenn wir in Wien
sind, das die Hausnummer 13 hat und ob das die Tücke des Objektes oder des
Portiers ist, wir kriegen immer das Zimmer mit der Nummer 13. Das war
eigentlich der Auslöser – auch diese Kleinigkeiten rauszusuchen, die es mit
der Zahl 13 auf sich hat. Zum Beispiel, dass es in den meisten Flugzeugen
keine Reihe mit der Nummer 13 gibt oder in vielen Hotels keine 13. Etage. Das
bedeutet jetzt nicht, dass ich abergläubisch bin, aber es ist doch ganz
witzig, wenn so nachforscht und viele Kleinigkeiten, die so in unser Leben
reinspielen, ohne dass wir es merken. |
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15. Können
Sie es sich auch vorstellen, für ein Fantasy-Rollenspiel einmal die Story zu
schreiben? Hohlbein: Eigentlich nicht. Einen solchen Versuch habe ich schon
gemacht. Da war es ein bisschen anders rum, da habe ich zusammen mit Werner
Tenning ?einen Roman zu einem Rollenspiel geschrieben – das „Schwarze Auge“ –
wird sicher jemand kennen. Das habe ich ganz bewusst zusammen mit Werner
Tenning gemacht, weil er nämlich einer der Erfinder des Spieles ist und
dieses gigantische Regelwerk auswendig kennt. Ich habe mich da wirklich auf
den schreiberischen Teil, ja auf den Romanteil verlegt und er hat natürlich
auch einen großen Teil des Textes geschrieben und auch darauf geachtet, dass
das mit den Spielregeln überein stimmt, dass dich die Figuren das richtige
machen lasse. Ich glaube nicht, dass ich das alleine könnte und irgendwie
würde ich das auch gar nicht wollen. Ich hab früher selber von mir geglaubt,
dass ich eigentlich ein großer Fan von Rollenspielen sein müsste, aber
ehrlich ich bin manchmal sozusagen als Beobachter dabei und habe auch ein –
zwei Mal mitgespielt, aber große Begeisterung ist bei mir dafür nicht
vorhanden. Vielleicht ist das, was ich mache, den Rollenspielen zu ähnlich,
weil ich ja auch in eine fremde Haut schlüpfe – und dann wäre es für mich ja
ein Schritt zurück, weil ich mich nach fremden Regeln richten müsste, die ein
anderer sich ausgedacht hat. |
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16. „Dunkel“
– warum ist es völlig anders als vergleichbare Vampirgeschichten? Hohlbein: Aus dem gleichen Grund, den ich grad schon mal über die
„Chronik der Unsterblichen“ gesagt habe. Ich finde diese klassische Vampirgeschichte mit
irgendwelchen Leuten, die sich nachts in Fledermäuse verwandeln und dann
durch Dachfenster geflogen kommen, ziemlich dämlich. Ist ja auch im Original
nicht ganz so dumm - Bram
Stokers „Dracula“. Er unterscheidet sich schon so ein bisschen von den
anderen, die später kamen. Und wie gesagt, dann hab ich eben versucht, in
beiden Projekten, die Geschichte mal ein bisschen anders zu erzählen. Und das
hat dann wiederum Spaß gemacht. Es hat ja auch zum Teil einen realistischen
Hintergrund für diesen Vampirkult, aber den verrat ich jetzt nicht, weil das
die Story meines nächsten Buches ist. |
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17. Welche
Art von Büchern lesen sie selbst? Hohlbein: Im Großen und Ganzen die gleiche Art von Büchern wie ich sie
auch schreibe, ein bisschen Phantastisches, auch schon mal einen historischen
Roman und was ich auch gerne lese, ist mal ein richtig guter Thriller. Das
kann ich nämlich selber nicht – hab ich schon versucht. Sonst aber mehr oder
weniger die gleichen Geschichten.
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18. Sind sie manchmal auch so von Ihren
Geschichten gefesselt, dass Sie träumen wie’s weitergeht? Hohlbein: Nein, leider gar nicht. Ich fände das ja gut. Angeblich träumt
ja jeder Mensch mindestens zwei- bis dreimal in der Nacht, aber ich weiß sie
nicht mehr. Außer einem einzigen Traum - einem Alptraum – an den ich mich
erinnert hab. War ein ganz schlimmer Alptraum. Ich war damals krank und hatte
Fieber. Auf den hätte ich gerne verzichtet. Aber ansonsten leider gar nicht. |
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Ja, wenn sonst
keine Fragen mehr sind, würde ich vorschlagen, dass wir diesen offiziellen Teil
hiermit beenden. Ich stehe Ihnen draußen gerne noch für weitere Fragen oder
auch Buchsignierungen zur Verfügung. Ich möchte mich bei allen bedanken, dass
sie trotz des schönen Wetters gekommen und so lange geblieben sind. Danke! Hesseldorf, 03.06.2005
– G.K. |
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